2.3 Die Anweisungen der »Tugendliebe«

»Wie man dieses Gebet lernt, wollen wir hier in diesem Buche lesen. Dieses Buch heißt ›Tugendliebe‹. Es enthält die vollständige und genaue Wissenschaft über das unablässige innere Gebet, dargelegt von fünfundzwanzig heiligen Vätern; und so hoch steht dieses Buch und so nützlich ist es, dass es als der vornehmste und erste Lehrmeister im beschaulichen und geistlichen Leben gilt und, wie der heilige Nikephoros sagt, ›ohne Schweiß und Mühe zur Rettung führt‹.« »Wäre es wirklich höher und heiliger als die Bibel noch?« fragte ich.
»Nein, es ist nicht höher und heiliger als die Bibel, vielmehr enthält es alle lichten Erklärungen dessen, was es an geheimnisvollem in der Bibel gibt, was aber wegen seiner Erhabenheit unserem kurzsichtigen Verstande schwer zugänglich ist. Hierfür will ich dir ein Beispiel geben: Die Sonne ist die größte, glänzendste und vornehmste Leuchte; doch vermagst du sie nicht mit einfachem, unbewaffnetem Auge zu schauen und zu betrachten. Es bedarf dazu eines gewissen künstlichen Glases, welches wohl millionenmal kleiner und dunkler ist; durch dieses aber könntest du dir diesen herrlichen Fürsten unter den Gestirnen betrachten, dich daran ergötzen und seine flammenden Strahlen in dich aufnehmen. Also ist auch die heilige Schrift eine glänzende Sonne, die ›Tugendliebe‹ aber ist jenes erforderliche Glas, das einem den Zugang zu jener erhabensten Leuchte ermöglicht. Höre nun, ich will dir jetzt vorlesen, auf welche Weise man das unablässige innere Gebet erlernen kann.«
Der Starez schlug die »Tugendliebe« auf, suchte darin die Unterweisung des heiligen Symeon des Neuen Theologen, und begann so: »Setz dich still und einsam hin, neige den Kopf, schließe die Augen; atme recht leicht, blicke mit deiner Einbildung in dein Herz, führe den Geist, das heißt das Denken, aus dem Kopf ins Herz. Beim Atmen sprich, leise die Lippen bewegend oder nur im Geiste: ›Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner.‹ Gib dir Mühe, alle fremden Gedanken zu vertreiben. Sei nur still und habe Geduld und wiederhole diese Beschäftigung recht häufig.«
Hierauf erklärte mir der Starez alles dies, zeigte mir ein Beispiel dafür, und wir lasen noch in der »Tugendliebe« das, was der heilige Gregor, der Sinaite, und die heiligen Kallistos und Ignatios sagen. Alles, was wir in der »Tugendliebe« lasen, erklärte mir der Starez noch mit seinen eigenen Worten.
Voll Begeisterung hörte ich mir alles aufmerksam an, verschlang es in mein Gedächtnis und bemühte mich, alles möglichst im einzelnen zu behalten.
So verbrachten wir die ganze Nacht und gingen dann, ohne geschlafen zu haben, zur Matutin. Als mich der Starez entließ, segnete er mich und sagte, ich möge, solange ich dieses Gebet lernte, mit einfältiger Beichte zu ihm kommen, denn ohne Nachprüfung des Lehrmeisters wäre es weder gut noch erfolgversprechend, sich selbständig diesem inneren Tun hinzugeben.

2.4 Ein Anfang

Da ich in der Kirche stand, fühlte ich flammenden Eifer in mir erwachen, mit möglichstem Fleiß das unablässige Gebet zu erlernen, und ich flehte zu Gott, er möge mir darin beistehen. Alsdann dachte ich, wie ich es anstellen sollte, den Starez aufzusuchen, um mir Rat zu holen oder ihm zu beichten; denn länger als drei Tage würde man mich im Gasthof nicht wohnen lassen, und in der Nähe der Einsiedelei gab es keine Wohnungen... Endlich hörte ich, dass vier Werst weiter ein Dorf war. Ich ging hin, um mir dort eine Arbeit zu schaffen; und zu meinem Glück wies mir Gott eine bequeme Anstellung: ich verdingte mich dort für den ganzen Sommer einem Bauern; ich sollte seinen Gemüseacker bewachen und in einer Schutzhütte auf dem Gemüseacker wohnen. Gott sei Dank! So hatte ich denn einen ruhigen Fleck gefunden. Und so lebte ich denn hin und lernte das innere Gebet nach der mir angezeigten Weise und suchte auch den Starez auf.

2.5 Erste Widerstände

Etwa eine Woche beschäftigte ich mich voll Eifer in meiner Einsamkeit auf dem Acker mit dem Erlernen des unablässigen Gebetes, genau in der Weise, wie es mich der Starez erklärt hatte. Anfangs schien die Sache auch zu gehen. Alsdann fühlte ich große Schwere, Trägheit, Langeweile, Schläfrigkeit befiel mich, und allerhand Gedanken rückten wie eine Wolke gegen mich an. Betrübt ging ich zum Starez und erzählte ihm von meiner Lage. Er kam mir liebevoll entgegen und sagte:
»Das ist der Kampf der Welt der Finsternis gegen dich; denn nichts ist ihr in uns so furchtbar als das Gebet des Herzens, und darum ist sie auf jede Weise bemüht, einen zu stören und vom Erlernen des Gebets abzuwenden. Übrigens handelt der Feind nicht anders als nach Gottes Ratschluss und Willen, sofern nur dies für uns erforderlich ist. Du musst wohl noch eine Prüfung durchmachen, um zur Demut zu gelangen; darum ist es auch noch zu früh, mit unmäßigem Eifer an den höchsten Zugang zum Herzen zu rühren, um nicht in geistigen Hochmut zu verfallen. Ich will dir für diesen Fall eine Belehrung aus der ›Tugendliebe‹ vorlesen.«

2.6 Ein weiser Rat

Der Starez schlug die Unterweisung des heiligen Mönches Nikephoros auf und begann zu lesen: »Wenn du nach einigem Bemühen nicht in das Herzensland Eingang findest, so wie man es dir erklärt hat, so tue, was ich dir sagen will, und mit Gottes Hilfe, wirst du das Gesuchte finden. Du weißt, dass die menschliche Fähigkeit, Worte auszusprechen, bei einem jedem Menschen in der Kehle sitzt. Bediene dich dieser Fähigkeit, vertreibe alle fremden Gedanken (du kannst es, wenn du nur willst) und lass dich selber unaufhörlich dieses sprechen: ›Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner‹ - und zwinge dich dazu, dieses immer auszusprechen. Wenn du eine Weile darin beharrst, so wird sich dir dadurch ohne jeden Zweifel der Zugang zum Herzen erschließen. So hat es die Erfahrung gelehrt.«
»Du hörst, wie uns die heiligen Väter für diesen Fall unterweisen«, sagte der Starez, »und darum musst du nun auch voller Vertrauen das Gebot auf dich nehmen und soviel du nur kannst, mündlich das Jesusgebet verrichten. Da hast du einen Rosenkranz; verrichte danach zunächst dreitausend Gebete an jedem Tag. Ob du stehst oder sitzt, ob du gehst oder liegst, wiederhole unablässig ›Herr Jesus Christus, erbarme dich meiner‹, nicht laut, ohne Übertreibung; und tue dieses eben dreitausend mal am Tag. Füge nichts hinzu, streiche aber auch nichts aus eigenem Ermessen. Gott wird dir dadurch helfen, das unablässige Wirken des Herzens zu erlangen.«

2.7 Erste Erfolge

Voller Freude nahm ich das Gebot auf und ging wieder zurück an meinen Ort. Ich verrichtete die Gebete getreulich und genau, so wie es mich der Starez gelehrt hatte. Etwa zwei Tage fiel es mir schwer, kam mir dann aber so leicht und erwünscht von den Lippen, dass mich, wenn ich das Gebet nicht sprach, ein Verlangen ankam, das Jesusgebet wieder zu verrichten; und es sprach sich auch bequemer und leichter, nicht mehr so wie früher mit einer Nötigung dazu.
Dies teilte ich dem Starez mit, und er gebot mir nunmehr, je sechstausend Gebete am Tag zu verrichten, und sagte: »Sei ruhig und bemühe dich nur, so getreu wie möglich die angesagte Zahl von Gebeten zu verrichten; Gott wird dir Gnade erweisen.«
Die ganze Woche hindurch verrichtete ich in meiner einsamen Schutzhütte täglich sechstausend Jesusgebete, bekümmerte mich um sonst nichts, achtete auch nicht auf die fremden Gedanken, wie sehr sie auch auf mich einstürmten; nur darauf war ich bedacht, das Gebot des Starez genau einzuhalten. Und was geschah? Ich gewöhnte mich so sehr an das Gebet, dass ich, sofern ich auch nur für kurze Zeit unterließ, es zu verrichten, alsbald fühlte, dass mir irgend etwas fehlte, als habe ich irgendetwas verloren; dann begann ich wieder zu beten, und sogleich, im selben Augenblick, wurde mir leicht und freudig ums Herz. Wenn ich jemanden traf, so hatte ich schon keine Lust mehr, mit ihm zu sprechen, und hatte immer nur das Verlangen, immer in der Einsamkeit zu sein und das Gebet zu sprechen; so sehr hatte ich mich daran in der einen Woche gewöhnt.
Da der Starez mich wohl zehn Tage lang nicht bei sich gesehen hatte, kam er selbst, mich aufzusuchen; ich offenbarte ihm meinen Zustand. Nachdem er mich angehört hatte, sagte er:
»Nun hast du dich an das Gebet gewöhnt; sieh zu, dass du diese Gewohnheit wach erhältst und vermehrst. Verliere deine Zeit nicht müßig, und entschließe dich mit Gottes Hilfe, von nun an zwölftausend Gebete am Tag zu verrichten. Erhalte dich in der Einsamkeit, stehe möglichst früh auf und gehe möglichst spät schlafen; und komm zu mir, um dir Rat zu holen, immer nach zwei Wochen.«
Ich tat so, wie mir der Starez befohlen hatte, und am ersten Tag wurde ich in später Abendstunde kaum damit fertig, meine Zwölftausendregel auszuführen. Tags darauf ging es aber schon ganz leicht, und ich hatte Freude daran. Erst fühlte ich bei dem unentwegten Sprechen des Gebets Müdigkeit oder gleichsam ein Steifwerden der Zunge und ein Gebundenwerden der Kinnbacken, was übrigens nicht unangenehm war, alsdann einen leichten, feinen Schmerz am Gaumen; außerdem empfand ich einen kleinen Schmerz am Daumen der linken Hand, mit der ich die Rosenkranzperlen zählte, und eine Entflammung des Handgelenks, die bis an den Ellbogen hinaufreichte, was ein höchst angenehmes Empfinden war. Zudem reizte mich dies und zwang mich zu eifrigerer Verrichtung des Gebetes. Also verrichtete ich fünf Tage hintereinander getreulich je zwölftausend Gebete, und zugleich mit der Gewohnheit stellte sich auch ein angenehmes Empfinden und Lust daran ein.
Einst am frühen Morgen war es so, als habe mich das Gebet geweckt. Ich begann meine Morgengebete zu verrichten, aber die Zunge sprach sie nur ungeschickt aus, und mein ganzes Wünschen strebte ganz von selbst dahin, das Jesusgebet zu verrichten. Und als ich es dann zu sprechen begann, wie leicht wurde mir da, wie froh ums Herz, und es war so, als sprächen Zunge und Lippen die Worte ganz von selbst, ohne Nötigung. Den ganzen Tag über war ich voller Freude, und es war mir, als wäre mir alles andere in der Welt fremd; ich war gleichsam wie auf einer anderen Erde, und mit Leichtigkeit gelang es mir, die zwölftausend Gebete bis zum frühen Abend zu verrichten. Mich kam eine große Lust an, das Gebet noch fortzusetzen; ich wagte es aber nicht, mehr zu tun, als mir der Starez befohlen hatte. So fuhr ich denn auch in den nächsten Tagen fort, den Namen Christus anzurufen, und dies geschah mit Leichtigkeit, und ich fühlte mich hingezogen zu diesem Tun.

2.8 Ermunterung

Dann ging ich zum Starez, um mich ihm zu offenbaren, und erzählte ihm alles ausführlich. Nachdem er mich angehört hatte, sagte er:
»Gott sei Dank, dass sich in dir diese Lust aufgetan hat und die Leichtigkeit des Gebets. Es ist dies eine natürliche Sache, die von der häufigen Übung herrührt, so wie eine Maschine, deren Hauptrad man in Schwung bringt oder antreibt, noch lange selbsttätig weiterläuft. Um das Weiterlaufen aber noch zu verlängern, muss man das Rad schmieren und es immer antreiben.
Siehst du nun, mit wie vortrefflichen Eigenschaften der menschenliebende Gott sogar die sinnliche Natur des Menschen begabt hat, welche Empfindungen sich einstellen können, selbst außerhalb der Gnade, in nicht gereinigter Sinnlichkeit und in der sündigen Seele, wie du das ja selbst erfahren hast. Wie vortrefflich, wie beseligend und voller Süße ist es aber, wenn der Herr Gnade gibt, die Gabe des selbsttätigen inneren Gebets zu entdecken und die Seele von Leidenschaften zu reinigen! Dieser Zustand ist unbeschreiblich, und die Offenbarung dieses Gebetsgeheimnisses ist ein Vorgeschmack der himmlischen Süßigkeit auf Erden. Dessen werden gewürdigt, die in der Einfalt ihres liebevollen Herzens den Herrn suchen!
Nun gestatte ich dir: verrichte das Gebet, sooft du willst, soviel als möglich, bemühe dich, alle wachen Stunden dem Gebet zu weihen, und rufe den Namen Jesu Christi an, ohne Zahl, dich demütig dem Willen Gottes hingebend und von ihm Hilfe erwartend. Ich glaube dass er dich nicht verlassen und deine Wege leiten wird.«

2.9 Wirkungen des Gebets

Nachdem ich diese Unterweisung entgegengenommen hatte, verbrachte ich den ganzen Sommer unablässig im mündlichen Jesusgebet und war sehr ruhig. Des öfteren träumte ich davon, dass ich das Gebet verrichtete; geschah es aber am Tage, dass ich irgend jemanden traf, so erschienen mir alle ohne Ausnahme so lieb und nah, als wären sie meine Verwandten, wenn ich mich auch gar nicht mit ihnen abgab. Alle fremden Gedanken hörten ganz von selbst auf, und ich dachte an nichts anderes als an das Gebet, welchem sich auch mein Verstand zuzuwenden begann, während ich im Herzen ganz von selbst zeitweise eine Wärme und ein angenehmes Gefühl verspürte. Geschah es, dass ich zur Kirche ging, so schien mir der lange Klostergottesdienst kurz zu sein, und er war nicht mehr ermüdend wie früher. Meine einsame Schutzhütte erschien mir als ein herrlicher Raum, und ich wusste nicht, wie ich Gott danken sollte, dass er mir, dem verruchten Sünder, einen Retter und Lehrmeister wie den Starez gesandt hatte.

3.0 Tod des Starez

Aber nicht lange konnte ich aus der Unterweisung meines geliebten und gottweisen Starez Nutzen ziehen; gegen Ende des Sommers starb er. Unter Tränen nahm ich Abschied von ihm, und nachdem ich für seine väterlichen Lehren gedankt hatte, bat ich mir zum gesegneten Gedenken an ihn seinen Rosenkranz aus, den er für seine Gebete gebraucht hatte. So war ich denn allein geblieben. Endlich war auch der Sommer zu Ende, und nach der Ernte stand der Gemüseacker leer. Ich hatte keine Wohnung mehr. Der Bauer entließ mich, gab mir für meine Wächterdienste zwei Rubel und schüttete mir für den Weg meinen Beutel voll Brot. Und wieder begann ich von Ort zu Ort zu pilgern; indessen wanderte ich nicht mehr wie früher von meiner Not geplagt. Das Anrufen des Namens Jesu Christi erfreute mich unterwegs, und alle Menschen waren gütiger zu mir. Es war so, als hätten mich alle liebgewonnen.

3.1 Eine »Tugendliebe« für zwei Rubel

Einmal begann ich zu überlegen, was ich wohl mit dem Gelde machen sollte, das ich für meine Wächterdienste bekommen hatte. Wohin damit? »Halt«, dachte ich, »der Starez ist nicht mehr am Leben; unterweisen kann mich niemand mehr; ich will mir die ›Tugendliebe‹ kaufen und will das innere Gebet danach erlernen.« Ich bekreuzigte mich und ging betend meines Weges weiter. Ich kam in die Gouvernementsstadt und fragte in verschiedenen Handlungen nach der »Tugendliebe«. In einem Geschäft fand ich sie auch, doch verlangte man dafür drei Rubel, ich besaß aber nur deren zwei; ich versuchte zu handeln, doch wollte mir der Kaufmann das Buch nicht billiger geben. Schließlich sagte er: »Geh mal in jene Kirche drüben und frage nach dem Kirchenältesten. Er besitzt ein ganz altes Exemplar dieses Buches. Möglichenfalls wird er es dir für zwei Rubel abtreten.«
Ich ging hin und kaufte die »Tugendliebe« – ein ganz altes, zerlesenes Buch – tatsächlich für zwei Rubel. Da freute ich mich. Ich flickte es notdürftig zusammen, nähte es in einen Lappen ein und legte es in meinen Beutel neben die Bibel.

3.2 Leben mit dem Gebet

So ziehe ich nun meiner Wege und verrichte unablässig das Jesusgebet, das mir wertvoller und süßer ist als alles andere in der Welt. Mitunter gehe ich meine siebzig Werst (ein Werst ist ca. ein Kilometer) am Tage, manchmal auch mehr, und ich fühle gar nicht, dass ich gehe. Ich fühle aber, dass ich das Gebet verrichte. Fährt mir eisige Kälte durch die Glieder, so beginne ich das Gebet angespannter herzusagen und bin bald vollkommen erwärmt. Martert mich der Hunger, so rufe ich den Namen Jesu Christi häufiger an und vergesse, dass ich essen wollte. Bin ich krank oder fühle ich ein Reissen im Rücken oder in den Beinen, so beginne ich auf das Gebet hinzuhorchen und spüre den Schmerz nicht mehr. Wenn mich jemand beleidigt, so denke ich nur daran, wie süß das Jesusgebet ist; sogleich ist die Kränkung und aller Zorn verschwunden, und ich habe alles vergessen. Ich bin gleichsam närrisch geworden; um nichts sorge ich mich mehr; nichts gibt es, das mich fesselt; nichts Eitles schaue ich an; wenn ich nur immer allein bin in der Einsamkeit! Der Gewohnheit getreu, drängt es mich nur zu dem einen: unablässig das Gebet zu verrichten, und immer, wenn ich mich damit abgebe, werde ich sehr froh. Gott weiß, was mit mir vorgeht. Gewiss ist dies alles sinnlich oder, wie der verstorbene Starez sagte, natürlich und künstlich, von der Gewohnheit erzeugt; doch wage ich es nicht, mich bald ans Erlernen und die Aneignung des inneren Gebets im Herzen zu machen, da ich unwürdig und töricht bin. Ich warte auf die Stunde des göttlichen Willens und hoffe auf die Gebete meines verstorbenen Starez.
Obwohl ich also das unablässige, selbsttätige innere Gebet des Herzens noch nicht erlangt habe, danke ich doch Gott, denn ich verstehe jetzt klar, was das Wort bedeutet, das ich in der Epistel hörte: »Betet ohne Unterlass«.

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