4.3 Das Frauenbild des Mittelalters

4.3.1 Das Bild der Hexe

Die Frau als Trägerin geheimer Macht stellt einen Elementargedanken vieler Völker dar. Ursprünglich verstand man unter einer Hexe ein nachtfahrendes, dämonenartiges, weibliches Wesen. Im Volksglauben und in den Märchen war eine Hexe eine ältere, alleinstehende Frau mit schädigenden Kräften, oft bucklig, mit Stock und Kater. Das Urbild der Hexe war und wird auch immer weiblich sein. Obwohl Statistiken eindeutig auch eine große Zahl männlicher Hexen belegen, wird sich das Bild der Hexe kaum ändern. Der Begriff Hexe ist eindeutig weiblich und negativ definiert, und der Ruch des Bösen haftet ihm an. Zauberer hingegen klingt neutraler, Magier gar orientalisch-geheimnisvoll, beides nicht böse. »Hexe« ist auch heute noch ein Schimpfwort, besonders »alte Hexe«, denn eine alte und böse Hexe hat einen Buckel, einen gebeugten Gang und Warzen. Eine junge Hexe ist schön ,rothaarig und - noch böser. Das Leuchten der roten Haare der jungen Hexe nimmt vermeintlich bereits das Leuchten der Flammen der Hölle vorweg.

4.3.2 Angst vor »Hexenhebammen«?

Als Hexen sind weise Frauen verfolgt worden, Heilkundige und Hebammen, die ihr ärztliches Überlieferungswissen zum Zwecke von Empfängnisverhütung, Abtreibung und Geburtenkontrolle praktizierten. Die sogenannten Hexenhebammen opferten nach Bericht des Hexenhammers Neugeborene dem Satan. Darüber hinaus konnten sie die Empfängnis verhindern oder Fehlgeburten verursachen, womit der Gesellschaft ein großer Schaden erwüchse, was schon die »Hexenbulle« Papst Innozenz VIII. feststellte. Das habe aber gegen die Interessen der Obrigkeit gestanden, die nach den Menschenverlusten infolge der Pestepidemien des 14. Jahrhunderts ganz auf vermehrte Menschenproduktion gesetzt hätten. Diese These: »Hexerei = Geburtenkontrolle« bzw. »Hexenverfogung = Hebammenausrottung« kann jedoch nach heutigen Forschungsergebnissen nicht bestehen. Unter den Frauen werden im »Hexenhammer« besonders die Hebammen beschuldigt, mit dem Teufel zu paktieren. In ganz Österreich ist jedoch keine einzige Hebamme der Zauberei oder des Bundes mit dem Teufel angeklagt worden. In keinem der in Österreich bekannten Fälle ist von einer Hebamme als Zauberin oder Hexe die Rede.

4.3.3 Pharmakologisches Wissen...

Der Pflanzenkenntnis wurde in früheren Zeiten größeres Interesse entgegengebracht als heute. Über die wichtige Rolle als Nahrung hinaus, waren sie von Bedeutung als als Heil- und Zaubermittel. Die bewusstseinsverändernde oder todbringende Wirkung vieler Pflanzen sowie das Wissen um ihre heilende und der Glaube an ihre magischen Kräfte übten vom ausgehenden Mittelalter an bis ins 17. Jahrhundert große Anziehungskraft auf die Menschen aus. Kräuterkenner waren daher damals einerseits begehrt und geachtet, andererseits gefürchtet und verfolgt. Sie führten ein ganz dem Studium ihrer Pflanzen gewidmetes Leben, das sehr oft auf dem flammenden Scheiterhaufen endete.

4.3.4 ...und magisches Weltbild

Im Mittelpunkt des Interesses standen einerseits Kräuter, die Giftstoffe enthalten und bei entsprechend dosierter Einnahme Rauschzustände hervorrufen (Hexen- und Teufelskräuter), andererseits solche, von denen man glaubte, sie könnten allein durch ihre Gegenwart alles Negative vertreiben oder vor diesem bewahren, oder Glück und Reichtum bringen (Zauberkräuter). Hexen- und Teufelskräuter wurden für die Zubereitung von Salben, Räucherwerk und Zaubertränken verwendet. Den Zauberkräutern wurden Zauberkräfte zugeschrieben. Im Mittelalter erreichte dieser Glaube an die magische Wirkung von Pflanzen seinen Höhepunkt.

4.3.5 Gefährdete Berufsgruppen

Eine weitere Gruppe von Menschen, die man schnell für persönliches Unglück verantwortlich machte, waren die Angehörigen der sogenannten ehrlosen Berufe. Immer wieder wurden Abdecker, Totengräber, Müller, Weber, Zöllner und Hirten als Schädlinge genannt. Auch viele alte und arme Frauen wurden der Hexerei beschuldigt. Es konnte fast jeder seinen Nachbarn der Zauberei verdächtigen, jeder hatte Angst, dass in seinem Nachbarn oder vielleicht in seiner eigenen Mutter eine Hexe steckte. Anderseits musste man befürchten, wegen eines falschen Wortes selbst der Hexerei bezichtigt zu werden. Es war eine gefährliche Zeit.

4.4 Das Frauenbild im »Hexenhammer«

4.4.1 Ein Spiegel der Zeit

Zum einen hebt der »Malleus maleficarum« das Malefizium, also die praktizierte Zauberei, in den Vordergrund und stellt dagegen den Sabbatbesuch, das gemeinsame Bekenntnis aller ketzerischen Zauberer und Hexen zum Teufel und die Verleugnung Gottes als das eigentliche häretische Moment im Hexenverbrechen in den Hintergrund. Die Hexenfahrten werden ausführlich geschildert. Die Vielgestaltigkeit der Malefizien wird dargestellt, wobei die sexuelle Komponente am deutlichsten zum Ausdruck kommt.

4.4.2 Die philosophische Basis

Die theoretische Grundlage hierfür liefert die von der Scholastik (die auf die antike Philosophie gestützte, christliche Dogmen verarbeitende Philosophie und Theologie des Mittelalters) erörterte These, dass durch den Geschlechtsverkehr die Erbsünde fortgepflanzt werde, weshalb die sexuellen Beziehungen den Einwirkungen des Satans eher ausgesetzt waren als andere.

4.4.3 Die Frau als »unvollständiger Mann«

Um Aussagen der Dämonologen zu verstehen, muss die Rolle der Frau in der scholastischen Sozialethik beleuchtet werden. Die größte Freude erfährt man, wenn ein männlicher Nachkomme geboren wird, denn die Frau ist etwas Unvollkommenes und Zufälliges. Die mittelalterliche Gemeinlehre resultiert aus der aristotelisch-scholastischen Naturphilosophie und Anthropologie und war im 13. Jahrhundert die allgemeine Auffassung, dass die Frau ein verhinderter Mann ist. Die Frau hat weniger Verstand als der Mann; der weibliche Körper ist auch weicher und schwächer, woraus die allgemeinen physischen und psychischen Schwächen der Frau resultieren. Die weitere Folge ist, dass sich die Frau dem Mann unterordnen muss. Die Weichheit ihres Körpers macht die Frau auch anfälliger für Phantasiegebilde und exzessiver im Laster.

4.4.4 Wirkungsgeschichte

Dieses Frauenbild wird beim Verfasser des »Hexenhammers« und dessen Nachfolgern entstellt und einseitig interpretiert, und hat verschärfend auf die Verfolgung der Frau als Hexe im 16. und 17. Jahrhundert eingewirkt. Neben das durch den Hexenhammer entstellte scholastische Frauenbild muss bei vielen dämonologischen Autoren des 16. und 17. Jahrhunderts auch eine aus der Bibel direkt oder der pastoralen Unterweisung des Mittelalters geschöpfte Minderbewertung der Frau in Betracht gezogen werden.

4.4.5 Dämonisierung des Weiblichen

Kirchlicherseits ist den Frauen größere Affinität zur Magie vorgeworfen worden. Dabei wurden besonders die Bereiche genannt, über die von dieser Seite genaue Kontrolle erstrebt wurde: Sexualität und Fortpflanzung. Die Frauen seien schon von Natur aus zum Bösen disponiert, sie seien leichtgläubig, geschwätzig und leicht beeinflußbar, die Jungfrau Maria aber sei der »normalen« Weiblichkeit durch göttliche Gnade enthoben. Im Hintergrund dieses Denkens stand, in der Abkehr von der weiblichen Begierde, die mönchisch-asketische Betonung des Jungfräulichen, die im Marienkult ihren Höhepunkt fand.

5.0 Sexualität

Die Liebe ist die Form aller Tugenden. Jeder Mensch ob Mann oder Frau muss seine Geschlechtlichkeit anerkennen und annehmen. Die Verschiedenheiten und die gegenseitige Ergänzung sind auf die Entfaltung des Familienlebens hingeordnet.
»Was Gott verbunden hat, das soll der Mensch nicht trennen.« Allein diese bekannte »Formel«, die bei der Eheschließung verwendet wird, weist darauf hin, dass jeder Seitensprung nicht gestattet ist. Die Ehegatten, vor allem aber der Mann, darf das andere Geschlecht, sofern er nicht mit ihm verheiratet ist, lüstern ansehen, da er dann schon Ehebruch begehen würde.

5.1 Sexualmoral

5.1.1 Einleitung

Die Sexualmoral stellt eigentlich keine Moral dar, sie ist vielmehr ein Teil der theologischen Ethik. Bei der Sexualität ist vor allem wichtig dass man seinen Partner nicht nur für das »Bett« missbraucht. Man muss ihn ihm/ihr einen Menschen erkennen und nicht nur ein Lustobjekt. Der Mensch ist als Frau und als Mann erschaffen worden, die einander, großteils, anziehen.

5.1.2 Historischer Wandel

In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts hat sich der Umgang mit der Sexualität und damit auch die Sexualmoral erheblich gewandelt, dadurch kommt es zu einer enormen Diskrepanz zwischen der heute gelebten Sexualität und der Sexualität bzw. -moral welche die Bibel vorsieht. Zum Beispiel gibt die Sexualmoral der Kirche vor, dass man vor der Ehe keinen sexuellen Kontakt haben sollte, doch wenn man sich die heutige Jugend ansieht, wird man schnell herausfinden, dass die meisten Jugendlichen schon mit 15 Jahren erste sexuelle Kontakte haben.

5.1.3 Plädoyer für Zärtlichkeit

Ebenfalls ist die »moderne Kirche« der Meinung, dass es in einer Partnerschaft auch Zärtlichkeit geben sollte und nicht nur den Sexualakt an und für sich, denn Sexualität ohne Zärtlichkeit wird schnell grausam und banal und Zärtlichkeit vermittelt auch Geborgenheit und Sinn.

5.2 Orientierungen einer menschenwürdigen Sexualität

Es ist wichtig das Thema Sexualität nicht zu tabuisieren, sondern man sollte eher eine Erziehung bzw. eine Hinführung zu gegenseitiger Rücksichtnahme, zu partnerschaftlichem und wahrhaftigem Verhalten ansteuern. Dies würde auch bei der heutigen Jugend mehr Anklang finden, als nur Ver- bzw. Gebote. Eine menschenfreundliche Sexualmoral erfordert drei wesentliche Orientierungen:

5.2.1 Orientierungen an der eigenen Gefühlslage

Die Erfahrung auf der Ich-Ebene: Man muss die eigene Gefühlswelt kennen und respektieren, bevor man sagen kann, dass man liebt bzw. dass man in der Partnerschaft aufgeht.

5.2.2 Orientierungen an der Gefühlslage des Partners

Die Erfahrung auf der Du-Ebene: Das Wohlbefinden des Partners ist ein wichtiges Kriterium für sexuelle Interaktion.

5.2.3 Orientierungen am gesellschaftlichen Umfeld

Die Erfahrung auf der Wir-Ebene: Hier handelt es sich nicht nur um eine Addition von Ich und Du, hier ist vielmehr die Vertiefung beider Partner wichtig, welche die gesellschaftliche Realität einbezieht und durch ein Kind (Wir) vergegenwärtigt wird.

5.3 Sexuelles Fehlverhalten in der Sicht der Kirche

5.3.1 Masturbation

Masturbation ist die absichtliche Erregung der Geschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lust hervorzurufen. Wie schon im vorangegangenen Kapitel beschrieben soll Sexualität nur gelebt werden wenn man sich vermehren will.

5.3.2 Unzucht

Unzucht ist, unter anderem, die körperliche Vereinigung zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Sie ist ein schwerer Verstoß gegen die Würde dieser Menschen und der menschlichen Geschlechtlichkeit selbst, die von Natur aus auf der Wohl der Ehegatten sowie auf die Zeugung und Erziehung von Kindern ausgerichtet ist. Zudem ist sie ein schweres Ärgernis, wenn dadurch junge Menschen sittlich verdorben werden.

5.3.3 Pornographie

Pornographie besteht darin, tatsächliche oder vorgetäuschte geschlechtliche Akte vorsätzlich aus der Intimität der Partner herauszunehmen, um sie Dritten vorzuzeigen. Sie verletzt die Keuschheit, weil sie den ehelichen Akt, die intime Hingabe eines Gatten an den anderen, entstellt. Sie verletzt die Würde aller Beteiligten (Schauspieler, Händler, Publikum) schwer; diese werden nämlich zum Gegenstand eines primitiven Vergnügens und zur Quelle eines unerlaubten Profits. Pornographie versetzt alles Beteiligten in eine Scheinwelt. Sie ist eine schwere Verfehlung. Die Staatsgewalt hat die Herstellung und Verbreitung pornographischer Materialien zu verhindern.

5.3.4 Prostitution

Prostitution verletzt die Würde der Person, die sich prostituiert und sich dadurch zum bloßen Lustobjekt anderer herabwürdigt. Wer sie in Anspruch nimmt, sündigt schwer gegen sich selbst: er bricht mit der Keuschheit, zu der ihn seine Taufe verpflichtet hat, und befleckt seinen Leib, den Tempel des heiligen Geistes. Prostitution ist eine Geißel der Gesellschaft. Sie betrifft für gewöhnlich Frauen, aber auch Männer, Kinder oder Jugendliche (in den beiden letzteren Fällen kommt zur Sünde noch ein Ärgernis hinzu). Es ist immer schwer sündhaft, sich der Prostitution hinzugeben; Notlagen, Erpressung und durch die Gesellschaft ausgeübter Druck können die Anrechenbarkeit der Verfehlung mindern.

5.3.5 Vergewaltigung

Vergewaltigung ist ein gewaltsamer Einbruch in die geschlechtliche Intimität eines Menschen. Sie ist ein Verstoß gegen die Gerechtigkeit und die Liebe. Vergewaltigung ist eine tiefe Verletzung des jedem Menschen zustehenden Rechtes auf Achtung, Freiheit, physische und seelische Unversehrtheit. Sie fügt schweren Schaden zu, der das Opfer lebenslang zeichnen kann. Sie ist stets eine in sich zutiefst verwerfliche Tat. Noch schlimmer ist es, wenn Eltern oder Erzieher ihnen anvertraute Kinder vergewaltigen.

5.3.6 Homosexualität

Homosexuell sind Beziehungen von Männern oder Frauen, die sich in geschlechtlicher Hinsicht ausschließlich oder vorwiegend zu Menschen gleichen Geschlechtes hingezogen fühlen. Homosexualität tritt in verschiedenen Zeiten und Kulturen in sehr wechselhaften Formen auf. Ihre psychische Entstehung ist noch weitgehend ungeklärt. Gestützt auf die Heilige Schrift, die sie als schlimme Abirrung bezeichnet, hat die kirchliche Überlieferung stets erklärt, dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind. Sie verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.
Eine nicht geringe Anzahl von Männern und Frauen sind homosexuell veranlagt. Sie haben diese Veranlagung nicht selbst gewählt; für die meisten von ihnen stellt sie eine Prüfung dar. Ihnen ist mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgend einer Weise ungerecht zurückzusetzen. Auch diese Menschen sind berufen, in ihrem Leben den Willen Gottes zu erfüllen und, wenn sie Christen sind, die Schwierigkeiten, die ihnen aus ihrer Veranlagung erwachsen können, mit dem Kreuzesopfer des Herrn zu vereinen. Auch homosexuelle Menschen sind zur Keuschheit berufen.

Annette-Marie Hofians (Mai 2003, 3AL)

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