5.0 Modernes schamanisches Wicca

5.1 Mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz

Unsere Umwelt ist heute nicht so ausgestaltet, dass Menschen frei an ihrem spirituellen Wachstum arbeiten können, wenn sie sich nicht einer allgemein anerkannten Religionsgemeinschaft anschließen. Als allgemein anerkannt gelten eigentlich nur die großen christlichen Kirchen. Selbst christliche Randgruppen und große Weltreligionen wie Islam, Hinduismus und Buddhismus werden nicht anerkannt. Immerhin werden sie inzwischen weitgehend als vorhanden akzeptiert, wenn ihre aktive Ausübung auch durch gesellschaftliche Konventionen und den Einfluss der etablierten christlichen Kirchen auf die Politik beeinträchtigt wird.

Naturreligionen haben in dieser Gesellschaft keinen philosophisch religiösen Stellenwert. Da auch die Anzahl ihrer Anhänger relativ gering ist, sie somit ein christlich geprägtes Gesellschaftsprofil nicht beeinträchtigen, findet keine direkte Verfolgung statt. Wer allerdings hieraus schließen wollte, dass er an seinem Arbeitsplatz locker über Naturgeister, Feen, Elfen, Pflanzenaura, Göttinnen, Geistheilungen oder schamanische Praktiken reden kann, braucht sich nicht zu wundern, wenn er nicht mehr akzeptiert oder für einen Spinner gehalten wird.

Mithin wird jeder Anhänger einer Naturreligion, der sich nicht bewusst von dieser Gesellschaft abgrenzt, vor dem Problem stehen, dass er seine Religion mehr oder weniger versteckt ausüben muss. Coven sind normalerweise in ihrer Umgebung nicht als solche bekannt. Dies stellt für jemanden, der sich grundsätzlich für diese Thematik interessiert zunächst eine nicht unerhebliche Hürde dar. Im Allgemeinen wird aber davon ausgegangen, dass sofern der Interessent reif genug ist und ein wirkliches starkes Interesse besteht, diese Hürde von selbst fällt.

5.2 Das Ziel - Die »Ganzheit der Seele«

Es darf auch nicht davon ausgegangen werden, dass Wicca oder gar Schamanismus für jeden, der sich spirituell entwickeln möchte, einen Weg darstellt. Während Schamanismus per se absolut elitär ist, erhebt Wicca diesen Anspruch nicht. Im Gegensatz zu den etablierten Religionen missioniert Wicca allerdings auch nicht. Die grundsätzliche Auffassung ist die, dass jedes Glaubenssystem Vorzüge hat und jede spirituelle Suche immer zu dem Suchenden passen muss.

Unabhängig davon, welcher Weg gewählt wird, ist das Ziel jeder spirituellen Entwicklung das »Seelenheil«. Allgemein versteht man unter »Heil« etwas, das in seiner Ganzheit vorhanden ist, keine Brüche aufweist und an dem nichts fehlt. Der in jedem Menschen ruhende Wunsch heil zu sein wird jedoch oft überlagert durch die Notwendigkeiten des Alltagslebens, einem gewissen Phlegma und den Zwängen einer modernen Industriegesellschaft. Wicca ist der Versuch, diesen Hinderungen zur Entwicklung über den Weg von rituellen Bildern, Ritualen, einer permanenten Bewusstmachung und der Einbindung in eine Tradition Gleichgesinnter entgegen zu wirken. Sich für dieses System zu entscheiden ist nur ein beschränkt autonomer Akt eines Einzelnen. Zunächst müssen Grundvoraussetzungen gegeben sein. Als wesentliche Voraussetzungen sieht der Verfasser die vollkommene Abkehr vom Christentum, die grundsätzliche Akzeptanz eines matriarchalen Glaubenssystems, ein ökologisches Bewusstsein, eine liberale Grundeinstellung und der zielstrebig verfolgte Wunsch nach persönlicher Entwicklung. Auf diese Voraussetzungen soll zunächst detaillierter eingegangen werden:

5.3 Psychologische Bedingungen für Wicca-Anh�nger

5.3.1 Abkehr vom Christentum

Diese Abkehr hat nichts mit dem formellen Akt eines Kirchenaustritts zu tun. Der formelle Akt hat nur als Ende einer persönlichen Entwicklung ein hohes Gewicht und ist das äußere Zeichen für eine erfolgte innere Abkehr. Entscheidend ist in diesem Zusammenhang, sich von den Denk- und Gefühlsmustern des Christentums, seiner patriarchalen Ausprägung, seinen Traditionen und seinen Einflüssen auf das tägliche Leben zu befreien. Dies ist leichter geschrieben als getan. Wie tief ein humanistisch christliches Weltbild in der Gesellschaft und jedem einzelnen verankert ist, stellt nur derjenige fest, der sich aktiv damit auseinandersetzt und die Brüche zu seinem Selbst rücksichtslos offenlegt.

Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass diese vollkommene Abkehr eine nicht von allen Wiccas erhobene Forderung ist.

5.3.2 Akzeptanz eines matriarchalen Glaubenssystems

In den vergangenen zweitausend Jahren haben patriarchale Systeme einen unbeschreiblichen Siegeszug vollführt. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft hatten diese Systeme den entscheidenden Vorteil, dass männliche Dominanz quasi zur Religion erhoben wurde. Hierdurch wurde die allgemeine Unterdrückung weiblicher Eigenschaften und Vorzüge und letztlich der Frauen an sich zu einer religiös sanktionierten und geforderten Qualität. Parallel hierzu gewannen Qualitäten wie intellektuelle Leistungsfähigkeit, Durchsetzungsvermögen, Aggressivität und ungezügelter Egoismus die Oberhand. Wicca und andere Naturreligionen setzen dem einen matriarchal geprägten Entwurf entgegen. Die Erde als Mutter und Göttin (Gaia) mit einem männlichen göttlichen Partner an ihrer Seite. Dieser männliche Partner ist ihr nicht übergeordnet, hat keine Macht über sie, will auch keine haben und steht ihr wirklich partnerschaftlich zur Seite. Auch dies ist leichter geschrieben als getan. Es wäre eine Illusion, zu behaupten, im Wicca seien alle Männer völlig von dieser Einstellung durchdrungen. Auch hier gibt es Unterdrückung von Frauen durch Männer. Der Unterschied zu patriarchalen Religionen besteht nicht darin, dass Wicca quasi automatisch bessere Menschen hervorbringt, der Unterschied besteht darin, dass ein solches Verhalten nicht die Norm ist und keine breite Akzeptanz dafür existiert.

5.3.3 Ökologisches Bewusstsein

Eine Einstellung, wie sie seit der Christianisierung in Europa vorherrscht, dass alle Geschöpfe, Pflanzen und Bodenschätze nur den Zweck haben der »Krone der Schöpfung« (dem Menschen) bedingungslos zur Verfügung zu stehen, hat unsere Kultur in eine Sackgasse geführt. Wicca setzt dieser Einstellung einen grundlegend anderen Entwurf entgegen: Da alles Existierende als Manifestation eines göttlichen Grundprinzips gesehen wird, verdient alles Existierende die gleiche Wertschätzung und Achtung. Das hindert einen Wicca natürlich nicht daran, eine Pflanze oder ein Tier als Nahrung zu benutzen, Holz für ein Haus oder Möbel zu verwenden oder bewusst das Leben eines anderen Lebewesens zu beenden, weil dies für sein eigenes Leben notwendig ist. Der Unterschied liegt in der bewussten Haltung, kein wahrer Wicca wird unnötig der Natur Schaden zufügen und immer auch die ökologische Frage in seinem Denken und Handeln berücksichtigen.

5.3.4 Liberale Grundeinstellung

Da Wicca kein in sich geschlossenes System darstellt und aus seinem Grundprinzip eklektisch ausgerichtet ist, ist Toleranz und Liberalität schon innerhalb des Wicca eine absolute Forderung. Kein Coven gleicht dem anderen und selbst in einem Coven gibt es starke unterschiedliche Ausprägungen zwischen den einzelnen Mitgliedern. Da aber alle zusammen das gleiche Ziel verwirklichen wollen, ist eine liberale Einstellung jedes Einzelnen erforderlich. Dies darf aber nicht mit einer libertinären Einstellung verwechselt werden. Es ist nicht die Gleichwertigkeit aller nur erdenklichen Wege. Innerhalb von Wicca wird alles akzeptiert, was die Entwicklung der Gesamtheit und jedes Einzelnen nicht beeinträchtigt. Im Außenverhältnis wird alles akzeptiert, was der persönlichen Entwicklung dient und Wicca nicht beeinträchtigt.

5.3.5 Wunsch nach persönlicher Entwicklung

Wicca ist kein Vergnügen für zivilisationsmüde übersättigte Wohlstandsbürger, die als eine weitere Freizeitaktivität etwas Okkultes in ihr Leben bringen wollen. Es ist eine Philosophie, die in sich die Notwendigkeit nach einem starken Interesse nach persönlicher Entwicklung trägt. Da Wicca in die allgemein akzeptierte Lebensweise in westlichen Industrienationen nur schwer integrierbar ist, bedeutet die Hinwendung zu dieser Philosophie häufig eine Abkehr vom tradierten Weltbild. Um dies zu erreichen, ist ein starker Wille und ein großer persönlicher Antrieb notwendig. Da es sich um eine sehr individualistisch ausgerichtete Religion handelt, keinerlei Institutionen und Hierarchieebenen existieren, ist allein die Persönlichkeit für die Qualität der Entwicklung entscheidend.

Sind diese Voraussetzungen erfüllt, steht einer Initiation in Wicca nichts grundsätzlich im Wege. Mit dieser Initiation in eine Priesterreligion geht in dem betroffenen Menschen eine Wandlung von sich. Durch die Einbindung in diese Gemeinschaft, die Anpassung an das Jahresrad, die Fixierung auf die Mondphasen und die Lernphase, die diese Initiation mit sich bringt, ändert sich das Bewusstsein, die Lebenseinstellung und häufig auch das Selbstverständnis und die Selbstsicherheit des neuen Priesters oder der neuen Priesterin. Wie bereits gesagt, sind Wiccas nun aber nicht grundsätzlich bessere Menschen. Der Verführung aus diesen Erkenntnissen ein elitäres Bewusstsein zu entwickeln, oder sich selbst als im Besitz der einzigen Wahrheit zu verstehen, erliegen manche Wiccas. Gewollt oder gar system-immanent ist diese Hybris aber nicht. Normalerweise legt sich solch ein Fehlverhalten wohl auch nach wenigen Wochen. Irgendwann ist auch der schönste Titel, sei es Priesterin, Priester, Hohepriesterin oder Hohepriester, Alltag und kein Grund mehr sich allmorgendlich bedeutend zu fühlen, sich in schwarze Kleidung zu hüllen und sich mit okkulten Zeichen zu behängen.

Schamanen haben in der Regel, wie übrigens auch die weitaus größere Menge der Wiccas, diese Probleme nicht. Nach ihrer Initiation sind sie durch die Vorgänge in der eigenen Psyche so in Anspruch genommen, dass sie solche Äußerlichkeiten gar nicht bewusst wahrnehmen würden, geschweige denn hieraus eine Haltung entwickeln könnten. Außerdem haben sie natürlich den Vorzug, dass einerseits der Begriff Schamane in der Allgemeinheit nicht mit einer Würde versehen ist und andererseits in der Esoterikszene große Mengen von Möchte-gern-Schamanen Workshops und Wochenendseminare anbieten und somit auch in dieser Szene der Begriff Schamane nicht unbedingt positiv besetzt ist.

5.4 Wicca in der heutigen Gesellschaft

5.4.1 Notwendigkeit der Adaptierung

Schamanische Praktiken sind im Wicca weit verbreitet, auch wenn dies selbst vielen Wiccas nicht bekannt ist. Sie üben zwar diese Praktiken aus, sind sich aber oft des Ursprungs, der zum Teil bis in die Steinzeit zurück reicht, nicht bewusst. Wenn nun aber derartig alte Praktiken in dieser Religion existieren, wieso kann man dann von einer modernen Religion sprechen?

Würden im Schamanismus oder Wicca tatsächlich steinzeitliche oder mittelalterliche Riten unreflektiert in die heutige Zeit übertragen, so wäre beides zum Scheitern verurteilt. Die Menschen der heutigen Zeit befinden sich nicht in dem Begriffskontinuum der Menschen des Mittelalters oder der Steinzeit. Ihre Lebensumstände, ihr Wissen, ihre Religiosität, ihre Einbindung in gesellschaftliche Strukturen und letztlich ihr Selbstverständnis differiert vollkommen von dem ihrer Vorfahren. Frei von der normalen Bedrohung durch die Natur, die Ihnen nur durch periodisch auftretende Naturkatastrophen zeitweise und regional begrenzt bewusst gemacht wird, und nicht zuletzt durch die Individualisierung der Gesellschaft, markant sichtbar am Verschwinden kollektiver Systeme, wie dem Kommunismus, wird auch im philosophischen und religiösen Bereich eine größere individuelle Freiheit gefordert.

5.4.2 Spielraum für Individualisierung

Der Mitgliederschwund der großen christlichen Kirchen in den westlichen Ländern ist nicht zuletzt darauf zurück zu führen, dass diese Organisationsform individuelle Interessen nicht berücksichtigt, dem Einzelnen nur beschränkten Freiraum lässt und an einer starren Hierarchie festhält. Man mag dies, je nach persönlicher Einstellung, bedauern oder erfreut zur Kenntnis nehmen, diese Organisationsformen sind zum Aussterben verurteilt. Alles was sich einer sich wandelnden Umwelt nicht mehr anpassen kann, verschwindet früher oder später von dieser Erde; die Dinosaurier sind hierfür ein gutes Beispiel.

Wicca ist auf solche Strukturänderungen hervorragend abgestimmt; nicht weil es in Form einer gedankenlosen Anpassungen jedem Zeitgeist hinterher hechelt, sondern weil es als Basis ein individuelles und wandlungsfähiges Modell anbietet. Römische Göttinnen werden neben keltischen, griechische neben germanischen, indianische neben indischen verehrt. Archaische magische Praktiken und schamanische Rituale und Ritualbestandteile koexistieren friedlich mit modernen psychologischen und parapsychologischen Praktiken. Ruhige fernöstliche Meditationstechniken harmonieren mit wilden ekstatischen Trommelritualen.

5.4.3 Positive Bedeutung von Hierarchie und Gruppe

Hierarchien existieren nur durch die verschiedenen Einweihungsgrade, die letztlich nur nach außen beschreibende Markierungspunkte für eine persönliche Entwicklung sind. Eine Hohepriesterin oder ein Hohepriester verfügen nur über die Autorität innerhalb eines Covens, die ihnen aufgrund ihrer persönlichen Qualität durch die Mitglieder des Covens zugebilligt wird. Außerhalb eines Rituals haben sie keinerlei Weisungsbefugnis gegenüber Priesterinnen und Priestern des Covens, im Ritual ist ihre Macht auf den Bereich eingeschränkt, den ihnen jeder einzelne andere zubilligt.

Böse Zungen würden behaupten, dass im Wicca jeder mache was er wolle. Völlig entkräften lässt sich dieser Vorwurf nicht, so viele Wiccas es gibt, so viele persönliche Ausprägungen gibt es auch. Aber alle diese Verschiedenheiten, sind nur leicht differierende Ausprägungen ein und der selben Philosophie. Alle Kernpunkte sind allen Wicca gemein, nicht wandelbar und auch nicht einer persönlichen Umdefinition zugänglich. So gesehen lebt jeder Wicca für sich seine eigene Religion und zusammen mit anderen Wicca schlechthin, wobei zwischen beidem kein Widerspruch besteht und die Zusammenarbeit mit anderen nur einem für alle befriedigenderen Ergebnis, einem Gemeinschaftsgefühl, einer größeren Effektivität und Wirksamkeit und nicht zuletzt auch dem Schutz des Einzelnen dient. Dieser Schutz ist auch notwendig, da jede magische Praktik für den Ausübenden auch Gefahren in sich birgt und egomanische Alleingänge im günstigsten Fall zu einem Ergebnis, normalerweise zu keinem Ergebnis und nicht selten zu katastrophalen Ergebnissen führen. Die psychiatrischen Krankenhäuser sind die Heimstadt von vielen geworden, die im Vertrauen auf die eigene, vermeintlich vorhandene, Kraft, Räume für sich erschließen wollten, die sie dann doch nicht beherrschen konnten. Wie schon der alte Goethe sagte: »Die ich rief, die Geister, werd´ ich nun nicht los.«

Dieser Satz kann in vielen Fällen auch auf den in Mode gekommenen Schamanismus angewendet werden. Blättert man im Anzeigenteil einschlägiger Zeitschriften, so wimmelt es dort nur so von Schamanen und Schamaninnen aller nur erdenklichen Ausprägungen. Ein Workshop besucht und für viel Geld ein Wochenendseminar, schon ist der Schamane fertig und am Tag danach wird um Kundschaft geworben, die man zum Schamanen ausbilden oder deren Krankheiten man, wieder für viel Geld, heilen kann. Dies hat mit Schamanismus nichts, aber auch rein gar nichts, zu tun. Im Gegenteil, es werden Hoffnungen geweckt und Ansprüche aufgestellt, die dann nicht befriedigt werden können. Nun könnte man über soviel Dummheit lachen, wenn diese Dummheit nicht so gefährlich wäre.

5.4.4 Die Kraft der Rituale

Die schamanischen Wurzeln im Wicca sind im Gegensatz zu diesem Schicki-Micki-Schamanismus über lange Jahre, zum Teil über hunderte von Jahren, erprobt und immer wieder verfeinert worden. Die archaischen Formen des Schamanismus mit ihren für die heutige Zeit zum Teil unverständlichen Riten, wie zum Beispiel Tier- und Menschenopfer, stehen unserer heutigen Ethik entgegen und werden im Wicca natürlich nicht praktiziert. Die noch praktizierten Rituale sind zum Beispiel Heil-, Fruchtbarkeits- oder Wetterrituale. »Meine Rituale sind Freude, so spricht die Göttin«, dieser Satz wird im Wicca nicht selten vernommen. Aus dieser An- und Einsicht heraus, sind alle Wicca-Rituale so angelegt, dass sich die Teilnehmer dabei wohl fühlen und keine ethischen Tabus verletzt werden. Von ihrem Grundprinzip sind alle Praktiken des Wicca so angelegt, dass die Bild und Symbolsprache der Handlungen die Psyche der Anwesenden so stimuliert, dass sie über die Assoziation des Bildes oder des Symbols, über ihr inneres Kind, den Kontakt zu der hinter dem Symbol stehenden Realität aufnehmen können. In einer Zeit in der wir alle durch schnelle und starke visuelle Reize ständig überflutet werden, fällt es sicher manchem schwer sich auf diese langsamen Bilder und Symbole einzulassen. Es soll auch nicht verheimlicht werden, dass manche Bilder des Wicca hart an der Grenze zum Kitsch angesiedelt sind und abhängig vom Praktizierenden diese Grenze auch manchmal überschreiten. Aber zum einen haben diese Bilder trotzdem ihre innewohnende Kraft und zum anderen wird auch ein herzhaftes Lachen in einem Ritual nicht unbedingt übel genommen.

Man stelle sich zum Beispiel einen Wicca-Priester in vollem Ornat vor einer in Richtung Norden aufgestellten Kerze stehend und mit wohl gesetzten Worten, hart am Schwulst vorbei, den Herren des Ostens anrufend, vor. Diese Szene die der Verfasser ähnlich miterlebt hat, führte zunächst bei allen Beteiligten zu einem nicht enden wollenden Lachanfall und bei allen Anrufungen im Verlauf des Rituals war immer wieder zumindest ein Glucksen oder Kichern zu hören. Der Kraft des Rituals haben diese Ausbrüche von Heiterkeit allerdings in keiner Weise geschadet.

Letztlich ist die Qualität der Rituale abhängig von den Ausübenden, wie gut sie miteinander harmonieren und davon, wie sehr sich jeder einzelne Teilnehmer auf die angestrebte Magie einlässt. In einer Zeit der Sinnleere bietet Wicca über Riten und Symbole eine Möglichkeit der Selbstentwicklung und -erfahrung.

Recherchiert von Gabriele Kropf (8FKB, 2002/2003) und Schülerinnen der 1AD (2003/2004).

Der Text basiert auf Angaben einer Website zur »religiösen Toleranz« sowie den Ausführungen eines anonymen »Hohenpriesters«.

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