› Trient - Identitätsuche unter dem Eindruck der Reformation

1.0 Das Konzil von Trient (1545 - 1563)

Rom steht den Reformbestrebungen innerhalb der Kirche lange Zeit völlig verständnislos gegenüber. Erst das Konzil von Trient (1545 bis 1563), das als Reaktion auf die Reformation Martin Luthers einberufen wurde, setzt hier eigene Impulse. Das Tridentinum in 3 Sitzungsperioden zusammen.
1. Sitzungsperiode: gewidmet dem autoritativen Charakter der kirchlichen Tradition
2. Sitzungsperiode: betraf die Sakramente und unter anderem auch den Index der verbotenen Bücher (Werke, die der katholischen Glaubens- und Sittenlehre widersprechen)
3. Sitzungsperiode: betraf vor allem die Rolle des Papstes in der Kirche

1564 bestätigte Papst Pius IV die Beschlüsse des Konzils, die meist heute noch innerhalb der katholischen Kirche als verbindlich gelten. Viele Positionen des Tridentinums sind bis heute zentral für das katholische Selbstverständnis:.

2.0 Beschlossene Positionen

2.1 Quellen der Offenbarung

Als Offenbarungsquellen werden Schrift und kirchliche Tradition festgelegt. Beide gelten als vom Heiligen Geist inspiriert. Die im Zuge der Reformation erhobene Forderung, dass allein die Heilige Schrift, Maßstab des kirchlichen Handelns sein könne (»sola scriptura«) wird damit abgewiesen.

2.2 Rechtfertigungslehre

In der Frage der Rechtfertigung des Menschen vor Gott wird die bisherige Position vom Zusammenwirken der göttlichen Gnade und der menschlichen Leistung verfeinert. Zurückgewiesen wird damit die evangelische Position, nach der der Mensch allein durch Gottes Gnade (»sola gratia«) und allein durch Glauben (»sola fidei«) gerecht wird. Die Rechtfertigung bleibt an den Empfang der Sakramente gebunden. Dieses vermittelt eine göttliche Qualität, die auf den Menschen übergeht, sofern das Sakrament ordnungsgemäß gespendet wird.

2.3 Kirche und kirchliche Ämter

Die Kirche ist eine Gemeinschaft in der Jesus weiterwirkt und von Menschen, die sich von seiner Gegenwart erreichen und bewegen lassen. Die Kirche ist die Gemeinschaft der Gläubigen, die den Papst als Spitze hat. Sie ist gleichzeitig auch Vermittlerin und Spenderin der Heilsgnade. Da Christus und die Kirche zu festen Einheit verschmolzen sind, ist die Kirche, sowie ihre Amtsträger sündlos. Die röm-kath Kirche versteht die Gemeinschaft der Gläubigen als nach Gottes Willen hierarchisch gegliedert.
· Bischöfe – Garanten der apostolischen Wahrheit Vollmacht (sakramental sowie juristisch) wird durch die Bischofsweihe übertragen.
· Priester – hierarchisch unter dem Bischof (hat Anteil an Bischofsvollmacht, übt jedoch seine Gewalt abhängig von diesem aus)
· Diakon – wurde unter dem Priesteramt als eigenständige hierarchische Stufe eingerichtet. Diakon darf weder der Eucharistiefeier vorstehen, noch das Bußsakrament spenden.

2.4 Fixierung von sieben »Heiligen Zeichen«

Das lateinische »sacramentum« ist die Übersetzung des griechischen »Mysterion« (Geheimnis). Von ihrer Idee her kann man Sakramente sie als »Zeichen« verstehen, die dem Menschen in entscheidenden Phasen seines Lebens die Nähe Gottes verdeutlichen und vermitteln. Im Mittelalter schwankt die Zahl der Sakramente, steigt sogar zeitweise auf bis zu 30 und wird vom Konzil von Trient bleibend auf 7 festgelegt:
· Taufe
· Firmung
· Eucharistie
· Buße
· Letzte Ölung
· Priesterweihe
· Ehe

Das Sakrament ist ein Gnademittel, das seine Gnade Kraft des vollzogenes Ritus dem Empfänger mitteilt, sofern dieser sich nicht dagegen wehrt. Voraussetzung dafür ist, dass das Sakrament gültig vollzogen wird.

Taufe:
Dieses Sakrament gliedert den Getauften in die christliche Gemeinde ein. Die Taufe wird in allen Konfessionen als der Ritus verstanden, durch den der Getaufte in den Leib Christi eingegliedert und in die konkrete Konfessionskirche aufgenommen wird. Obwohl im Taufverständnis konfessionell unterschiedliche Schwerpunkte gesetzt werden, erkennen die großen Konfessionen ihre Taufen gegenseitig an.

Ehe:
Ehe ist Sakrament, ein Zeichen, das sich die Brautleute im Angesicht der Kirche selbst spenden. Für Glaubende sind liebende Hingabe und Treue in der Ehe Bild des Bundes zwischen Christus und der Kirche. Ehe ist aber nicht nur Bild. Gottes Liebe zu den Menschen und Christi Hingabe an seine Kirche werden Gegenwart in der gelebten Liebe zwischen Mann und Frau. Die Ehe ist ein persönlicher Liebesbund, der sich zur Familie ausweiten soll. Er betrifft aber auch das Leben in der Gemeinschaft der Kirche und der bürgerlichen Gesellschaft. Während zivile Gesetze die eheliche Lebensgemeinschaft im staatlichen Bereich regeln, dient das kirchliche Eherecht der sakramentalen Ordnung.

Eucharistie:
Durch die Einsetzungsworte des Priesters, werden die Elemente Brot und Wein »substantiell« in Fleisch und Blut Christi verwandelt. Christus bleibt in den gewandelten Elementen auch nach der Feier gegenwärtig.

3.0 Die Ära der Gegenreformation

Unter der Gegenreformation versteht man, die meist mit staatlichen Machtmitteln und mit Hilfe der neuen Orden durchgeführte Aktion, das Land nach der Reformation zum katholischen Glauben zurückzuführen. Das Konzil von Trient (1545-63) hatte die lehrmäßige Grundlage für eine katholische Restauration und neue Wege der Seelsorge geschaffen.

Sie ging von Spanien aus und ist im wesentlichen eine Leistung der Jesuiten, deren Ordensziel darin besteht, Ketzer und Heiden zu bekehren und die Alleinherrschaft der röm-kath. Kirche wieder herzustellen. Es geht nicht nur um die geistige Auseinandersetzung mit der evangelischen Theologie, sonder auch um die Rekatholisierung mit den Mitteln der Politik und der Erziehung. Dieser Prozess vollzieht sich je nach politischer Situation in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich.

Ende des 16. Jahrhunderts als Spanien zu Kolonialmacht wird, steigt die Kirche zur Weltmacht auf. In geschichtlicher Hinsicht gewinnt, vor allem die Auswanderung unterdrückter Minderheiten von Europa nach Nordamerika größte Bedeutung. Die puritanischen Pilgerväter überquerten 1620 mit der Mayflower den Atlantik, landeten in Neu-England und gründeten Massachusetts, wo sie sich gegenüber anderen religiösen Gruppen sehr intolerant verhielten. In Virginia, Carolina und Maryland wird der Anglikanismus zur Staatskirche.

1632 gründet der katholische Lord Baltimore die Kolonie Maryland in der Religionsfreiheit herrscht. Er hat so gehandelt, weil er in England am eigenen Leib erfahren hat, was Glaubensverfolgung bedeutet.

Justyna Niemiec (Juni 2003, 2AD)

Quelle: Helmut Fischer, Schnellkurs Christentum, Köln 2001, S 124ff