7.0 Martin Luthers Verhältnis zu den Juden

7.1 Die Zeit

Luther lebt in einer judenfeindlichen Zeit. Die Juden werden diskriminiert, sie leben im Ghetto und ihr Betätigungsfeld ist stark eingeschränkt. Der Landesherr verweist sogar gelegentlich alle Juden aus seinem Einflussbereich. So müssen sie in andere Gebiete fliehen, bis sie auch von dort wieder vertrieben werden. Die einheimischen Kaufleute, Händler und Bankiers entledigen sich so mit Hilfe der Fürsten der unliebsamen Konkurrenz. Ausdruck des Antijudaismus dieser Zeit sind, neben den Vertreibungswellen, auch antijüdische Darstellungen (z.B. die »Judensau« in Wittenberg).

7.2 Luthers Missionseifer

Luther jedoch zeigt sich anfangs nicht als unverbesserlicher Judenfeind. In seiner 1523 erschienenen Schrift »Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei« verweist er auf den Ursprung des Christentums. Er will aber nun die Juden zu dem Glauben bekehren, zu dem er selbst in jahrelanger Suche gekommen ist. Die Juden sollen diesen »wahren Glauben« erkennen und sich zu ihm bekennen.

7.3 »...dass man ihre Synagogen verbrenne«

Da Luther diese »Umkehr auf den rechten Weg« in den folgenden Jahren nicht erkennen kann, verbittert der alternde Reformator. Nun entstehen stark polemische Schriften wie »Von den Juden und ihren Lügen«.
Die NS-Ideologen nutzen Luthers judenfeindliche Aussagen zur Unterstützung ihrer antisemitischen Theorien. So halfen manche Lutherworte, wie »dass man ihre Synagogen verbrenne...«, mit, die Aktionen gegen die Juden zu rechtfertigen.

8.0 Weitere Reformatoren

8.1 Heinrich VIII

Heinrich der VIII wirkte in England. 1534 wollte er die Ehe mit seiner Frau, da sie keine Kinder bekommen konnte, annullieren lassen, doch der Papst hat dieses Vorhaben nicht anerkannt. Daraufhin erkannte Heinrich VIII den Papst nicht mehr an. Er löste sich von der katholischen Kirche los, indem er einfach behauptete der Monarch sei das Oberhaupt der englischen (anglikanischen) Kirche. Somit war der Grundstein für die anglikanische Kirche gelegt. Unter Heinrich VIII. kam es aber lediglich zu einer kirchenrechtlichen Trennung von Rom. Lehrmäßig blieb die anglikanische Kirche katholisch. Die Anglikaner sind nicht wie oft behauptet evangelisch, sie selber nennen sich in ihrem Glaubensbekenntnis katholisch. Sie sprechen gerne von der »reformierten katholischen Kirche«.

8.2 Johann Calvin

Johannes Calvin ist am 10. Juli 1509 in Noyon in Nordfrankreich geboren und starb am 27. Mai 1564 in Genf. Er studierte in Paris und war dort tätig, als er 1533 von den reformatorischen Lehren des Martin Luther bekehrt wurde. Er predigte heimlich diese neue Lehre, einer seiner Freunde wurde grausam gefoltert und hingerichtet, er selbst konnte einer Verhaftung nur knapp entgehen, musste immer wieder fliehen und unternahm Reisen in die Schweiz und nach Italien.

1536 wurde er auf der Durchreise in Genf von dem Prediger Guillaume (Wilhelm) Farel geradezu gewaltsam festgehalten und überzeugt, in Genf für die Reformation zu arbeiten. 1538 wurden er und Farel abgesetzt und aus Genf verwiesen, 1541 wurde Calvin jedoch zurückgeholt. Seine Arbeit wurde nach jahrelangen Bemühungen allgemein anerkannt. Die von ihm gegründete Genfer Akademie wurde zur Hochschule des Kalvinismus. Calvins übermäßiger Arbeitseinsatz zerstörte seine Gesundheit, nach jahrelanger Krankheit und langem Todeskampf starb er.

Ein wichtige Rolle in seiner Lehre spielte die Prädestination (= Vorherbestimmung). Calvin wollte mit seiner Lehre nicht nur eine neue Theologie begründen, sondern auch die Kirche als Institution in der Welt reformieren.

Der Calvinismus breitete sich in Westeuropa (d.h. in Frankreich), in Schottland, in den Niederlanden und auch in Teilen Ungarns aus. Vor allem in Frankreich führte die Reformation eine Zeit blutiger Bürgerkriege herauf. Die Hugenotten (= Calvinisten) wurden dort zahlreich niedergeschlagen. Im Jahre 1572 kam es zur berüchtigten Bartholomäusnacht, in der tausende Hugenotten in Paris und auf dem Land ermordet wurden.

8.3 Ulrich Zwingli

Ulrich Zwingli war ein Schweizer Reformator. Er ist am 1. Januar 1484 in Wildhaus (Schweiz) geborgen und ist am 11. Oktober 1531 bei Kappel (Schweiz) gestorben.

1515 lernte er Erasmus von Rotterdam kennen und erstrebte nun die von diesem angemahnte Läuterung der Kirche. Großen Einfluss übte Martin uthers Auftritt bei der Leipziger Disputation 1519 auf Zwingli aus, immer schärfer wurden nun seine Angriffe auf die Strukturen und Lehren der Kirche.

Durch Zwingli wurde in Zürich die Reformation eingeleitet. Alles, was nicht in der Bibel begründet war, sollte abgeschafft werden. So wurden die Klöster reformiert, die Liturgie der Taufe nach Luthers Vorbild gestaltet, die Bilder in den Kirchen abgenommen, Prozessionen, Orgelspiel und Gemeindegesang, Firmung und letzte Ölung abgeschafft, die Zahl der Feiertage verringert, das Abendmahl in beiderlei Gestalt an einem Tisch abgehalten, ein Ehegericht eingeführt.

Theologisch stimmte Zwingli weitgehend mit Luther überein, in den Konsequenzen war er sehr viel radikaler und konsequenter, ihm war die Neuordnung der Verhältnisse zentrales Anliegen.

Eine Einigung zwischen Luthers Lehre und der Zwinglis war in vielen Fragen möglich, nicht jedoch in der Frage der Substanz der Elemente beim Abendmahl. Während Luther die bis heute gültige katholische Lehre von der Wandlung der Elemente (aus Brot und Wein werden beim Abendmahl tatsächlich, real und endgültig Leib und Blut Christi) vertrat, beharrte Zwingli darauf, dass Brot und Wein »nur« Zeichen seien, die auf den Leib und das Blut Christi hinweisen.

Seit diesem Zeitpunkt ging der lutherische Protestantismus getrennt vom reformierten, der von Zwingli und Johannes Calvin geprägt wurde. Zwinglis Reformation setzte sich vor allem in der Schweiz, dann in Frankreich und Norditalien durch, sie übte starken Einfluss aus auf die schottische und dann auf die anglikanische Kirche.

9.0 Die Gegenreformation

9.1 Die Interesse der Katholischen Kirche

Die Reformation wurde im 16. und 17. Jahrhundert von vielen Menschen begrüßt, der Papst und die katholische Kirche hatten veraltete Vorstellungen. Natürlich war die Katholische Kirche strikt gegen die Reformation. Nachdem Versuche, die Reformation im Keime zu ersticken gescheitert waren, wurde eine Gegenbewegung angestrengt: die Gegenreformation oder Katholische Reform, wie sie noch genannt wird.

Gegenreformation ist die meist mit staatlichen Machtmitteln und mit Hilfe von neuen Orden (z.B. Jesuitenorden) durchgeführte Aktion, das Land nach der Reformation zum katholischen Glauben zurückzuführen. Man wollte kurz gesagt die zum Protestantismus übergetretenen Menschen wieder zurückgewinnen. Die Reformation zwang die Katholische Kirche mehr oder weniger zu einer Reform der Kirche. Es wurde das Konzil von Trient einberufen.

9.2 Das Konzil von Trient

Das Konzil von Trient (1545-63) hatte die lehrmäßige Grundlage für eine katholische Restauration und neue Wege der Seelsorge geschaffen und leitete die Gegenreformation ein. Das Trienter Konzil erließ eine Anzahl von Reformdekreten, die die Durchführung der katholischen Reform in der ganzen katholischen Kirche ermöglichten.

Einige Beschlüsse waren:

· Regelung der Ernennung der Bischöfe durch den Papst
· Genaue Festlegung der Amtspflichten der Bischöfe
· Verbot des Kaufs geistlicher Ämter (= Simonie)
· Abschaffung des Ablasshandels
· Priesterausbildung wurde klar geregelt
· Zahl der Sakramente mit 7 festgelegt
· Bibel und Tradition gelten als Glaubensquelle

Die vom Konzil beschlossenen Reformen, setzten sich langsam aber allmählich durch und bestimmten für die nächsten vier hundert Jahre das Erscheinungsbild der katholischen Kirche.

9.3 Der Jesuitenorden

Ignatius von Loyola gründete in dieser Zeit einen neuen Orden – den Jesuitenorden. Sie nannten sich auch die Soldaten Christi. Der Orden entwickelte sich rasch, seine Mitglieder übernahmen führende Positionen in der Gegenreformation.

Der neue Orden der Gesellschaft Jesu (= Jesuiten) bemühte sich besonders um die katholische Reform durch intensive katholische Erziehung der Jugend, durch Belehrung des Volkes über die Glaubenswahrheiten durch Volksmission und durch Bereitstellung von Ordensangehörigen als Beichtväter für die Fürsten. Die Aufgaben waren vor allem die Seelsorge und die Erziehung an Universitäten und Schulen. Daneben waren auch besonders die Kapuziner in der Volksseelsorge tätig.

9.4 Gebiete Europas mit erfolgreicher Gegenreformation

Die Gegenreformation verlief im Großen und Ganzen eigentlich nicht wirklich friedlich. Die Menschen wurden verfolgt und auch die Inquisition spielte eine große Rolle.

Sie wurde oft mit großer Härte durchgeführt. So zum Beispiel in Spanien wo König Philipp II, der eine große Stütze für die Katholische Kirche war, zehntausende Menschen hinrichten ließ. Philipp der II. herrschte auch über die Niederlande, Mailand und Neapel-Sizilien.

· Belgien und Holland bekannte sich zunehmend zu den Lehren Luthers und Calvins.
· Englands Königin Elisabeth ließ die katholische Königin Maria Stuart hinrichten.
· Bayern war ein fester Hort des Katholizismus.
· In Tirol und in der Steiermark wurden die Jesuiten ins Land gerufen, die die Rekatholisierung vorantrieben.
· Portugal, Frankreich, Italien, teils Deutschland, teils Irland waren katholisch.
· Die skandinavischen Länder, der »Rest« von Deutschland, Siebenbürgen und teilweise Österreich waren eher protestantisch.

10.0 Persönliches Fazit

Meiner Meinung nach ist die Reformation bzw. die Gegenreformation ein wichtiges Thema unserer Geschichte. Ich finde die katholische Kirche hat sich im Mittelalter bzw. auch in der frühen Neuzeit nicht fair gegenüber dem Volk verhalten. Zum Beispiel durch den Ablasshandel hat sie ihre hohe Stellung in der Bevölkerung ausgenutzt. Viele kauften Ablassbriefe und niemand dachte sich, dass das nicht »real« war. Es war aber vorauszusehen, dass sich irgendwann jemand dagegen auflehnen würde. Warum die katholische Kirche so gegen eine neue Glaubensrichtung war, ist mir nicht verständlich. Sie ist doch im Grunde selbst schuld, da sie es mit ihren Taten förmlich übertrieben hat. Dass die katholische Kirche meist mit grauenhaften Taten die Menschen zurückgewinnen wollte, ist für mich auch unvorstellbar. Jedenfalls finde ich es gut, dass sich bestimmte Reformatoren gegen die katholische Kirche aufgelehnt haben, denn sonst hätte sie ihre Mittel (z.B. Ablasshandel, ... ) nie überdacht.

Christian Klecker, Maria Lukesch und Alexandra Schmidt (Juni 2003, 4BK)

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