Bergpredigt - Plädoyer Jesu und
Schlüsselfragen
1.0 Die Antithesen Jesu
1.1 Plädoyer für Versöhnung und emotionale Intelligenz
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst
nicht töten; wer aber jemand tötet, soll dem Gericht verfallen
sein. Ich aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder auch nur zürnt,
soll dem Gericht verfallen sein; und wer zu seinem Bruder sagt:
Du Dummkopf!, soll dem Spruch des Hohen Rates verfallen sein; wer
aber zu ihm sagt: Du (gottloser) Narr!, soll dem Feuer der Hölle
verfallen sein.
Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir
dabei einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass
deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich
zuerst mit deinem Bruder, dann komm und opfere deine Gabe.
Schließ ohne Zögern Frieden mit deinem Gegner, solange du mit ihm noch
auf dem Weg zum Gericht bist. Sonst wird dich dein Gegner vor den
Richter bringen und der Richter wird dich dem Gerichtsdiener übergeben
und du wirst ins Gefängnis geworfen. Amen, das sage ich dir:
Du kommst von dort nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt
hast.
1.2 Plädoyer für Treue und Sinnesdisziplin
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die
Ehe brechen. Ich aber sage euch: Wer eine Frau auch nur lüstern
ansieht, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn
dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß
es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines
deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle
geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt,
dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich,
dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib
in die Hölle kommt.
1.3 Plädoyer gegen leichtfertige Trennung von Lebenspartnern
Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt,
muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine
Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert
sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe
entlassen worden ist, begeht Ehebruch.
1.4 Plädoyer gegen das Schwören und für eine Kultur
der einfachen Wahrheit
Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt worden ist: Du sollst
keinen Meineid schwören, und: Du sollst halten, was du dem
Herrn geschworen hast. Ich aber sage euch: Schwört überhaupt
nicht, weder beim Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der
Erde, denn sie ist der Schemel für seine Füße, noch
bei Jerusalem, denn es ist die Stadt des großen Königs.
Auch bei deinem Haupt sollst du nicht schwören; denn du kannst
kein einziges Haar weiß oder schwarz machen.
Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.
1.5 Plädoyer gegen das »Aug-um-Aug-Prinzip« und
für gezielten Wehrlosigkeit
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Auge für Auge
und Zahn für Zahn. Ich aber sage euch: Leistet dem, der euch
etwas Böses antut, keinen Widerstand, sondern wenn dich einer
auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere
hin. Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd
wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel. Und wenn dich einer
zwingen will, eine Meile mit ihm zu gehen, dann geh zwei mit ihm.
Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise
nicht ab.
1.6 Plädoyer gegen Freund-Feind-Schemata und für ein
neues »Think big!«
Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen
Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch:
Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit
ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt
seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt
regnen über Gerechte und Ungerechte.
Wenn ihr nämlich
nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür
erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner? Und wenn ihr nur
eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes?
Tun das nicht auch die Heiden? Ihr sollt also vollkommen sein, wie
es auch euer himmlischer Vater ist.
2.0 Schlüsselfragen
2.1 Diskretion als Schlüssel beim Geben
Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau
zu stellen; sonst habt ihr keinen Lohn von eurem Vater im Himmel
zu erwarten. Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen,
wie es die Heuchler in den Synagogen und auf den Gassen tun, um
von den Leuten gelobt zu werden. Amen, das sage ich euch: Sie haben
ihren Lohn bereits erhalten.
Wenn du Almosen gibst, soll deine linke
Hand nicht wissen, was deine rechte tut. Dein Almosen soll verborgen
bleiben und dein Vater, der auch das Verborgene sieht, wird es dir
vergelten.
2.2 Vertrauen als Schlüssel beim Beten
Wenn ihr betet, macht es nicht wie die Heuchler. Sie stellen sich
beim Gebet gern in die Synagogen und an die Straßenecken,
damit sie von den Leuten gesehen werden. Amen, das sage ich euch:
Sie haben ihren Lohn bereits erhalten. Du aber geh in deine Kammer,
wenn du betest, und schließ die Tür zu; dann bete zu
deinem Vater, der im Verborgenen ist. Dein Vater, der auch das Verborgene
sieht, wird es dir vergelten.
Wenn ihr betet, sollt ihr nicht plappern
wie die Heiden, die meinen, sie werden nur erhört, wenn sie
viele Worte machen. Macht es nicht wie sie; denn euer Vater weiß,
was ihr braucht, noch ehe ihr ihn bittet.
So sollt ihr beten: Unser
Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, dein
Wille geschehe wie im Himmel, so auf der Erde. Gib uns heute das
Brot, das wir brauchen. Und erlass uns unsere Schulden, wie auch
wir sie unseren Schuldnern erlassen haben. Und führe uns nicht
in Versuchung, sondern rette uns vor dem Bösen.
Denn wenn ihr
den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer
Vater auch euch vergeben. Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt,
dann wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.
2.3 Gute Stimmung als Schlüssel beim Fasten
Wenn ihr fastet, macht kein finsteres Gesicht wie die Heuchler.
Sie geben sich ein trübseliges Aussehen, damit die Leute merken,
dass sie fasten. Amen, das sage ich euch: Sie haben ihren Lohn bereits
erhalten. Du aber salbe dein Haar, wenn du fastest, und wasche dein
Gesicht, damit die Leute nicht merken, dass du fastest, sondern
nur dein Vater, der auch das Verborgene sieht; und dein Vater, der
das Verborgene sieht, wird es dir vergelten.
3.0 Weitere Fragen
3.1 Worauf soll man setzen?
Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und
Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen,
sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch
Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen.
Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz.
3.2 Don't worry - be happy!
Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben und darum,
dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass
ihr etwas anzuziehen habt. Ist nicht das Leben wichtiger als die
Nahrung und der Leib wichtiger als die Kleidung?
Seht euch die Vögel
des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln
keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt
sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie?
Wer von euch kann mit
all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Zeitspanne verlängern?
Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien, die
auf dem Feld wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch
ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet
wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so prächtig
kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen ins Feuer geworfen
wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen!
Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen
wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den
Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.
3.3 Prioritäten
Euch aber muss es zuerst um sein Reich und um seine Gerechtigkeit
gehen; dann wird euch alles andere dazugegeben. Sorgt euch also
nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst
sorgen. Jeder Tag hat genug eigene Plage.
3.4 Mit Urteilen vorsichtig sein
Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet,
so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem
ihr meßt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden.
Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem
Auge bemerkst du nicht? Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass
mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und dabei steckt
in deinem Auge ein Balken? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus
deinem Auge, dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge
deines Bruders herauszuziehen.
3.5 Kindliches Urvertrauen
Bittet, dann wird euch gegeben; sucht, dann werdet ihr finden;
klopft an, dann wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt;
wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet.
Oder ist einer unter euch, der seinem Sohn einen Stein gibt, wenn
er um Brot bittet, oder eine Schlange, wenn er um einen Fisch bittet?
Wenn nun schon ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gebt,
was gut ist, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes
geben, die ihn bitten.
4.0 »Ethischer Universalschlüssel« und weitere
Perspektiven
4.1 Eine »goldene« Lebensregel
Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihnen! Darin
besteht das Gesetz und die Propheten.
4.2 Wegbeschreibungen
Geht durch das enge Tor! Denn das Tor ist weit, das ins Verderben
führt, und der Weg dahin ist breit und viele gehen auf ihm.
Aber das Tor, das zum Leben führt, ist eng und der Weg dahin
ist schmal und nur wenige finden ihn.
4.3 Vom Sinn einer solchen Lebensweise
Wer diese meine Worte hört und danach handelt, ist wie ein
kluger Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Wolkenbruch
kam und die Wassermassen heranfluteten, als die Stürme tobten
und an dem Haus rüttelten, da stürzte es nicht ein; denn
es war auf Fels gebaut. Wer aber meine Worte hört und nicht
danach handelt, ist wie ein unvernünftiger Mann, der sein Haus
auf Sand baute. Als nun ein Wolkenbruch kam und die Wassermassen
heranfluteten, als die Stürme tobten und an dem Haus rüttelten,
da stürzte es ein und wurde völlig zerstört.
4.4 Die Reaktion der Zuhörer
Als Jesus diese Rede beendet hatte, war die Menge sehr betroffen
von seiner Lehre; denn er lehrte sie wie einer, der (göttliche)
Vollmacht hat, und nicht wie ihre Schriftgelehrten.
Quelle: Matthäus Kap. 5 - 7;
Die Überschriften wurden redaktionell bearbeitet.
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