Schöpfung - Gedanken zur Genesis
1.0 Allgemeines
Die Schöpfungserzählung findet sich im Buch Genesis (=
»das Werden«) und ist in zwei Teile gegliedert. Der
zweite Teil (Adam und Eva, Sündenfall) ist der ältere
(ca. 900 vor Christus). Der erste Teil (Erschaffung der Welt in
sieben Tagen) stammt aus der Zeit des babylonischen Exils (6. Jahrhundert
vor Christus).
1.1 Erläuterungen zu diversen Ausdrücken
Am Anfang war alles wüst und wirr (auf Hebräisch »tohu«
und »bohu«, daher unser Wort »Tohuwabohu«).
Was jetzt unklar ist, ist die Frage, ob dieses Chaos ein Anfangszustand
war oder erst von Gott geschaffen wurde.
Adamáh bedeutet auf Hebräisch Ackerboden. Daher ist
Adam derjenige, der aus dem Ackerboden – also aus Lehm –
abstammt.
In der Schöpfungsgeschichte findet sich die Aussage, dass die
Frau ein Produkt des Mannes ist. Das klingt in der heutigen Zeit
vielleicht etwas frauenfeindlich, bekommt aber eine ganz andere
Bedeutung, wenn man Mann und Frau ins Hebräische übersetzt.
Da heißt Mann nämlich »Isch« und Frau »Ischah«.
So verbirgt sich z.B. hinter der Formulierung »Frau sollst
du heißen, denn vom Mann bist du genommen« ein Wortspiel.
2.0 Schöpfungsmythen im Umfeld der Bibel
Wenn man die christliche mit anderen Religionen vergleicht, lassen
sich in Bezug auf die Schöpfung mehrere Parallelen ziehen,
beispielsweise zur babylonischen Tradition oder zum griechischen
Mythos. Allerdings gibt es in der jüdisch-christlichen Vorstellung
nur einen Gott. Das heißt, er konnte alleine und planvoll
handeln und musste sich nicht erst gegen feindliche Götter
durchsetzen.
2.1 Die Welt als »Schneekugel«
Man stellte sich damals, als die Schöpfungserzählungen niedergeschrieben
wurden, die Welt als eine Art »Schneekugel« vor, die auf
Säulen steht und die rundherum mit Wasser umgeben ist. Das »Glas«
dieser »Schneekugel« war der Himmel mit Sonne, Mond und
Sternen, und dort »wo der Schnee draufrieselt«, waren
die Berge, die Seen, Flüsse, Meere - die Erde.
2.2 Der »Apfel«
Wenn man vom Sündenfall spricht, denkt man unweigerlich an Adam
und Eva, das Paradies, die Schlange und - den Apfel. Allerdings wird
in der Schöpfungsgeschichte der Apfel mit keinem Wort erwähnt,
es ist lediglich von der verbotenen Frucht die Rede. Möglicherweise
ist das Bild des Apfels daher aufgekommen, dass einfach einmal ein
neugieriges Kind unbedingt wissen wollte, welche Frucht das denn gewesen
sei. Und die Mutter sagte darauf ganz spontan »ein Apfel«,
weil ihr das als erstes eingefallen ist. Und dann wurde es so weitererzählt.
Dafür gibt es natürlich unzählige Erklärungen,
das soll jeder nach seinem eigenen Geschmack interpretieren.
Heike M. Sator (Mai 2003, 3jtb)
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