› Islam - Eine Religion im Zeichen des Bösen?

1.0 Terror im Namen Allahs?

Es liegt derzeit klar auf der Hand, dass der Islam in letzter Zeit des Öfteren im Zusammenhang mit Negativschlagzeilen in Erscheinung tritt. Von einigen Ketzern und Zynikern wird daher propagiert, dass der Islam zum Terroristen ausbildet. Diese Aussage lässt sich jedoch schnell wieder relativieren, da nicht der Islam schuld am Terrorismus ist, sondern die politische und wirtschaftliche Situation der Länder, in denen der Terrorismus als Kampfmittel – oder treffender formuliert – als Mittel um Aufmerksamkeit aus der Ohnmacht zu erregen, verwendet wird.

Es ist schließlich nicht unbegründet, warum gerade Länder wie Afghanistan, Irak und manch andere arabische Länder in den internationalen Verruf kommen, Terrorismus zu fördern. Man muss, um deren Situation nachvollziehen zu können, einiges über den geschichtlichen Background wissen, auf den ich aber an dieser Stelle nicht näher eingehen möchte.
Ich möchte nur soviel dazu sagen, dass man vielleicht die Gründe für so einen vehementen Hass seitens der arabischen Länder gegen die USA auch kennen sollte, bevor man voreilige Schlüsse zieht. Schließlich hat auch die Supermacht USA keine weiße Weste.

1.1 Die andere Seite der Medaille

Ich nehme zur Verdeutlichung den 11. September 2001 als Beispiel und habe dazu einen Kommentar von Chefredakteur Peter Rabl aus dem Kurier vom 30.09.01 gefunden:

»Der Schock ist überstanden. Die Tränen des Mitgefühls sind getrocknet. Amerikas Flaggen wehen nicht mehr auf Halbmast. Die USA und mit ihnen die befreundete Welt hat den Weg zurück in den Alltag gefunden. Erleichtert, dass bisher die Amerikaner den unausweichlichen Kampf gegen den Terrorismus mit Augenmaß und Zielsicherheit führen.
Das ist nun aber auch die Zeit, in aller Freundschaft über die Fehler der USA zu reden. Ohne damit dem Wahnsinn des Terrors auch nur den Hauch der Legitimität zu geben. Bloß im Sinne der notwendigen Klarheit in der politischen Analyse. Denn es ist ja nicht zu übersehen, dass sich weit diesseits der blutrünstigen islamistischen Todfeindschaft in den letzten Jahren die Kritik an der US-Politik dramatisch steigert.

Das grundsätzliche Problem ist, dass die USA die Welt ausschließlich durch die verzerrte Brille der eigenen Interessen sehen. Was gut ist für Amerika, muss auch gut sein für die Welt. Explosiv wird diese Fehlsichtigkeit, wenn sie sich mit dem absoluten Mangel an Sensorium für andere Kulturen paart.

So ist es selbstverständlich im wirtschaftlichen Interesse der USA, durch militärische Präsenz und politischen Einfluss im Nahen Osten die wichtigsten Öl-Ressourcen zu sichern.

Übersehen wird dabei in Washington aber, welche negativen Gefühle unter den arabischen und islamischen Massen provoziert werden. Nicht nur für einen Fanatiker wie Osama bin Laden ist es ein unerträglicher Affront, dass amerikanische Truppen im Land der heiligsten Stätten des Islam sind, und dort auch noch das autokratische Regime des saudischen Königshauses absichern.

Ähnliches gilt für die jahrzehntelange einseitige Unterstützung Israels zu Lasten von Millionen vertriebener Palästinenser. Die Knute der amerikanischen Egomanie trifft aber auch andere Teile der Welt.

Gegen jede Vernunft und Weitsicht wurde zu Gunsten kleinlicher eigener Wirtschafts-Interessen das Klimaschutz-Abkommen von Kyoto vom Tisch gefegt.

Gegen jede Logik der Gerechtigkeit betreiben die USA mit ihren Freunden zwar das Projekt eines internationalen Gerichtshofes gegen Kriegsverbrechen, aber Amerikaner sollen dort nicht angeklagt werden dürfen.

Gegen jede historische Vernunft wurden den dafür in keiner Weise vorbereiteten Russen nach dem Ende der Sowjetunion schlagartig Demokratie und Marktwirtschaft aufgedrängt. Das Ergebnis sind ein paar hundert Milliardäre und Hunderte Millionen Menschen, denen es wirtschaftlich schlechter geht als zu Sowjetzeiten.

Die Liste der Fehler und Irrtümer könnte fortgesetzt werden. Bleibt bei den Freunden der Amerikaner die Hoffnung, dass der Schock nach dem ersten Kriegs-Erlebnis im Herzland der USA das Nachdenken über das eigene Verhalten anregt.«

2.0 Kooperation statt Konfrontation

Ich glaube, dieser Kommentar zeigt sehr deutlich, was ich vorhin gemeint hatte. Man muss auch die Meinung und Betrachtungsweise der anderen Seite verstehen, um ein objektives Urteil fällen zu können. Ich will mir dies jedoch an dieser Stelle gar nicht anmaßen und möchte daher ausdrücklich zum Nachdenken anregen. Schließlich wird man auch in Zukunft mit der islamischen Welt zusammenarbeiten müssen, und daher ist eine unverzerrte Sichtweise von Nöten und Voraussetzung für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Diese wird natürlich durch den momentan anstehenden Irak-Krieg sehr erschwert. Man sollte sich jedoch auch hier wieder die Frage stellen: »Warum wollen die USA diesen Konflikt unbedingt auf kriegerische Art und Weise lösen? Was wollen die Amerikaner mit diesem Krieg wirklich bezwecken?«.

Ich glaube, erst wenn man sich mit Fragen solcher Art auseinandergesetzt hat und auch das Problem oder Verschulden in den eigenen Reihen sucht, ist eine Lösung des Konflikts absehbar, auf die dann auch eine Kooperation aufgebaut werden kann. Ein Jammer ist halt immer nur, dass bis der eine oder andere Politiker dies herausgefunden hat, viele Zivilisten ihr Leben lassen müssen, da meines Erachtens oft die These angewandt wird: »Zuerst Handeln, dann denken!«

Mario Linzbauer (März 2003, 5BK)

P.S.: Der Beitrag wurde am 17. März 2003 verfasst, unmittelbar vor der Invasion der USA im Irak.