› Diskriminierung - Der Einfluss von Rasse und Geschlecht

1.0 Mehrfache Diskriminierung

Das Unrecht, das die Opfer von Rassendiskriminierung erleiden, ist bekannt: Eingeschränkte Arbeitsmöglichkeiten, Rassentrennung und Armut sind nur einige der Folgen. Die Benachteiligung von Frauen auf der ganzen Welt ist ebenfalls kein Geheimnis. Kennzeichen sind: weniger Lohn für gleichwertige Arbeit, weit verbreitetes Analphabetentum und ein begrenzter Zugang zur Gesundheitsfürsorge.

Gründe für Diskriminierung liegen meistens in der Herkunft und im Geschlecht. Für viele Frauen ergibt sich dadurch eine mehrfache Diskriminierung: zur Benachteiligung als Frau kommen Faktoren wie Rasse, Hautfarbe und Herkunft hinzu

1.1 Beispiele

Eine Frau in Osteuropa erfährt, dass sie zur Volksgruppe der Roma gehört. Als Roma hat sie wenige Fürsprecher und ist das Ziel von Feindseligkeiten. Sie wird gleich zweifach ausgegrenzt: innerhalb der Gesellschaft aufgrund ihres Minderheitenstatus und in ihrer Familie aufgrund ihres Geschlechts (weil sie eine Frau ist).

Das selbe gilt für ein weibliches Mitglied der Aborigines in Australien, eine Frau die zur Gruppe der kastenlosen Dalit in Indien gehört, eine weibliche Asylbewerberin in England und so weiter.

All diese Frauen leben im Spannungsfeld von Rassendiskriminierung und geschlechtsspezifischer Diskriminierung. Selbst wenn man die Rasse als Faktor außer Acht lässt, belegen Statistiken zur Situation der Frauen in der Welt, dass es bis zur Gleichstellung mit Männern noch ein langer Weg ist.

2.0 Statistische Daten

Ein aktueller Bericht des Entwicklungsfonds der Vereinten Nationen für Frauen (UNIFEM) stellt fest, dass Frauen bei vielen Hauptindikatoren schlecht abschneiden, die die Fortschritte bei der Gleichberechtigung und der Stärkung der Rolle von Frauen belegen.

· 71,4 Prozent der Frauen weltweit können lesen und schreiben, im Vergleich zu 83,7 Prozent der Männer.
· Von den 960 Millionen Erwachsenen, die nicht lesen und schreiben können, sind zwei Drittel Frauen.
· Einkommensunterschiede bestehen ebenfalls weiter, wobei Frauen im Industrie- und Dienstleistungssektor in der Regel 78 Prozent des Einkommens ihrer männlichen Kollegen verdienen.
· Der Anteil der Frauen in Führungspositionen erreichte in den neunziger Jahren lediglich in 28 Ländern 30 Prozent.
· Außerdem sind von 1,3 Milliarden Menschen, die in Armut leben, 70 Prozent Frauen.

3.0 Armut ist weiblich

Frauen, die eingewandert sind, einer Minderheit oder einer autochthonen Bevölkerungsgruppe angehören, haben oft nur geringe Chancen eine Stelle zu finden. Viele dieser Frauen arbeiten in Freihandelszonen, in informellen oder unregulierten Wirtschaftssektoren.

Ein Sonderberichterstatter der Menschenrechtskommission untersuchte bei seinem Besuch in Brasilien 1995 die Situation der Frauen von Minderheitengruppen auf dem Arbeitsmarkt. Er kam zu dem Ergebnis, dass »schwarze Frauen die niedrigsten Löhne (viermal niedriger als die der weißen Männer) erhalten, an den gesundheitsgefährdensten Orten eingesetzt werden, täglich eine dreifach längere Arbeitszeit haben und eine dreifach stärkere Diskriminierung erfahren.«

4.0 Frauenhandel

Eine andere besorgniserregende Form mehrfacher Diskriminierung ist der organisierte Frauenhandel. Er wurde für die UNO-Menschenrechtskommission von Radhika Coomaraswamy untersucht, der Sonderberichterstatterin über Gewalt gegen Frauen. In ihrem Bericht schreibt sie, dass die Ausbeutung von Migranten durch Schleuser Frauen in Situationen bringt, in denen sie »durch das Gesetz völlig ungeschützt sind. Frauen, die ihre Bewegungsfreiheit nutzen möchten, sind verschiedenen Formen von Gewalt ausgesetzt - einschließlich
Vergewaltigung, Folter, willkürliche Hinrichtung, Freiheitsberaubung, Zwangsarbeit und Zwangsheirat.«

5.0 Der Einfluss der Politik

Coomaraswamy sieht eine direkte Verbindung zwischen einwanderungsfeindlicher Politik, fehlender Chancengleichheit für Frauen und dem organisierten Frauenhandel. In ihrem Bericht betont sie, dass »eine restriktive Einwanderungspolitik ein wichtiger Grund für das Fortbestehen und die Zunahme des Menschenhandels ist.« Wenn Frauen keine Rechte besitzen, wenn ihre Rechte von staatlicher Seite nicht respektiert werden oder wenn keine Chancengleichheit bei Bildung und Beruf besteht, sind sie anfälliger als Männer.

6.0 Sexuelle Übergriffe

Ethnisch oder rassistisch-motivierte Gewalt gegen Frauen wird als deutlichstes Beispiel mehrfacher Diskriminierung betrachtet. Vergewaltigungen in Bosnien, im Kosovo, Burundi und Ruanda sind Beispiele für rassistische Übergriffe mit explizit geschlechtsspezifischer Ausrichtung. Durch ethnische Konflikte werden viele Frauen zu Flüchtlingen und sind dadurch einem erhöhten Risiko ausgesetzt, Opfer sexueller Gewalt zu werden.

Die Vergewaltigung von Frauen mit bestimmtem ethnischen oder religiösen Hintergrund wird inzwischen von den Internationalen Kriegsverbrechertribunalen für Ruanda und Jugoslawien als Mittel der Kriegsführung betrachtet und entsprechend verfolgt.

7.0 Auf der Suche nach Lösungen

Bis vor kurzem wurde die Kombination von geschlechtsspezifischer Diskriminierung und Rassendiskriminierung nicht besonders beachtet. Die Probleme wurden einzeln analysiert, nicht aber im Zusammenhang. Durch diese Sichtweise konnte das volle Spektrum des Problems letztlich nicht erkannt werden, was zu unwirksamen oder unangemessenen Maßnahmen führte. Doch das ändert sich jetzt.

Die neue Politik der Vereinten Nationen berücksichtigt, dass es verschiedene Wege gibt, wie die Geschlechterrollen und Beziehungen der Geschlechter den Zugang von Männern und Frauen zu Rechten, Ressourcen und Möglichkeiten beeinflussen.

Wichtigstes Ziel ist es, Gleichheit zu erreichen!

Facetious & Co (April 2003, 2AD)