3.4 Ziele der Lehre Buddhas
In der Praxis hat die ganze Lehre des
Buddha, deren Verbreitung er sich 45 Jahre gewidmet hat, in irgendeiner
Weise mit dem achtfachen Pfad zu tun. Dieser stellt eine praktische
Wegweisung zur vollständigen Leidensaufhebung, dem »Nirwana«
(Erleuchtung), dar, wenn alle angeführten acht Elemente erfolgreich
von einem selbst gemeistert werden.
Wenn wir genügend Vernunft haben, nach einem spirituellen
Weg zu suchen, haben wir bereits den ersten Schritt auf dem achtfachen
Pfad getan, der von Weisheit geprägt ist. Die weiteren Schritte
folgen auf Grund von Einsicht und Bemühen. Einsicht und persönliche
Erfahrung bilden die Basis zum buddhistischen Verständnis.
Das Heil des Menschen besteht nach der Lehre des Buddhas in seinem
Erwachen zur Wirklichkeit, zur Ganzheit - durch Überwindung
von Gier, Hass und Verblendung bzw. Unwissenheit.
Daraus können wir sehen, dass es notwendig ist, an sich selbst
zu arbeiten. Das angestrebte Ideal ist es, Weisheit und Mitgefühl
für alle Wesen zu entwickeln, wobei Mitgefühl nur ein
anderes Wort für Liebe ist.
Jeder Buddhist sollte sich immer wieder an die Lehrrede Buddhas
erinnern, wo er sagte: Geht nicht nach Hörensagen, nicht nach
Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der
Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen
und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und
bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher
Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters. Wenn
Ihr aber selbst erkennt: diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich,
werden von Verständigen getadelt, und wenn ausgeführt
und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden - dann möget
Ihr sie aufgeben.
Buddha warnte also vor jeder Autoritätsgläubigkeit, hat
aber damit gleichzeitig die Selbstverantwortung hervorgehoben.
3.5 Veränderung der eigenen
Geisteszustände durch buddhistische
Praxis
In der Einleitung wurde Buddhismus als Methode definiert, die der
geistigen Entwicklung dient. Gipfelpunkt des geistigen Wachstumsprozesses
ist die Erfahrung von »Erleuchtung«, die manchmal auch
als »Nirvana« bezeichnet wird. Erleuchtung, das Ziel
aller Buddhisten, lässt sich allerdings nur unvollkommen mit
Worten beschreiben.
Es ist ein »Seins-Zustand«, eine
transzendente Erfahrung, die jenseits von Worten und Begriffen liegt.
Doch zumindest kann man sagen, dass Erleuchtung durch drei Qualitäten
gekennzeichnet ist:
· tiefgründige Weisheit
· grenzenloses Mitgefühl mit allen Wesen
· und unerschöpfliche Energie
Der Weg zur Erleuchtung wird im Buddhismus traditionell als »Pfad«
beschrieben; als eine Folge spiritueller Schritte, die ein Individuum
macht, um sich in Richtung Erleuchtung zu bewegen. Statt als Pfad
oder Weg kann man die spirituelle Entwicklung auch als Aufblühen
oder Entfaltung beschreiben, als einen Prozess, in dem sich alle
menschlichen Qualitäten voll entfalten und zur Blüte kommen.
3.6 Was ist Meditation?
Meditation lässt das Verständnis von Buddhas Belehrungen
zur eigenen Erfahrung werden und ist im Buddhismus das praktische
Mittel, um die Natur des Geistes zu erkennen. Während der Meditation
ruht der Geist idealerweise in sich selbst.
Meditation bedeutet «müheloses Verweilen in dem, was
ist». Dieser Zustand wird durch Beruhigen und Konzentration
des Geistes oder durch die Arbeit mit inneren Energien und Lichtformen
weiblicher und männlicher Buddhaformen verwirklicht.
Die Meditation steht im Zentrum des buddhistischen Mönchslebens.
Zur Beruhigung der Sinne und zur Einübung der Achtsamkeit wurde
schon von Buddha an erster Stelle die Beobachtung des eigenen Atems
im stillen Sitzen empfohlen: bewusst wahrzunehmen, wie der Atem
einströmt, einen Moment verweilt und wieder ausströmt.
Dies gilt seither als Basistechnik für den spirituellen Weg.
Auf der Beobachtung des Ein- und Ausatmens gründet die speziell
buddhistische Methode der Meditation, die auch als »Geistestraining
durch Achtsamkeit« bezeichnet wird.
3.7 Eigenverantwortung – Ursache und Wirkung
Karma ist ein zentraler Begriff im Buddhismus. Er bedeutet nicht
Schicksal, sondern das Zusammenwirken von Ursache und Wirkung: Jeder
ist für sein eigenes Leben verantwortlich. Dieses Verständnis
ermöglicht es, durch bewusstes Handeln Eindrücke im Geist
aufzubauen, die zu Glück führen und künftiges Leid
vermeiden.
Damit hängt jedoch keine gleichgültige Einstellung gegenüber
dem Leid anderer zusammen, denn ein Buddhist geht davon aus, dass
alle Menschen ständig aus dem Streben nach Glück heraus
handeln. Der Grund für leidbringende Handlungen wie Töten,
Diebstahl, sexueller Missbrauch oder Betrug liegt darum nicht in
etwaiger »Bosheit«, sondern darin, dass sich die Handelnden
der Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung nicht bewusst
sind.
Wer Leid erlebt, hat sich also die Ursachen dafür in der Vergangenheit
selbst geschaffen. Dies ist jedoch aus Unwissenheit geschehen und
kann jetzt nicht mehr rückgängig gemacht werden. Darum
sollte ein Buddhist unvoreingenommen und couragiert helfen, wo immer
es möglich ist.
Im Vajrayana lässt sich Karma, das noch nicht in Form von
Erlebnissen reif geworden ist, verändern: Positives kann verstärkt,
Negatives abgebaut werden.
3.8 Tod und Wiedergeburt
Im Buddhismus geht es um die Erkenntnis, dass man nicht der eigene
Körper ist, sondern diesen hat und ihn darum möglichst
sinnvoll, wie ein Werkzeug, nutzen sollte. Was man als »Selbst«
erlebt, ist in Wirklichkeit nichts anderes als ein unzerstörbarer
und unbegrenzter Strom von Bewusstsein.
Im Moment des Todes verlässt das Bewusstsein den sterbenden
Körper, um sich, gesteuert durch unbewusste Eindrücke
im Geist, also Karma, nach einer bestimmten Zeit wieder mit einem
neuen Körper zu verbinden. Daher ist Sterben für einen
Buddhisten in letzter Konsequenz etwas ähnliches wie »Kleider
wechseln«.
Erleuchtete sind nicht mehr von diesem Prozess abhängig. Sie
können den Sterbevorgang bewusst steuern, um eine Wiedergeburt
zu erlangen, in der sie für möglichst viele Menschen nützlich
sind. Im Diamantweg lässt sich zusätzlich durch die Meditation
des bewussten Sterbens (tibetisch: Phowa), die während des
natürlichen Sterbeprozesses durchgeführt wird, das Bewusstsein
in einen befreiten Zustand überführen.
3.9 Wie wird man Buddhist?
Buddhist zu sein, ist zu einem großen Teil eine Frage der
persönlichen Lebensanschauung. Formell beschließt man
in einem Zeremoniell, sich der zeitlosen Natur des eigenen Geistes
zu öffnen, indem man Zuflucht zu den sogenannten drei Juwelen
nimmt:
· zu Buddha – dem Ziel
· zum Dharma - der Lehre, also dem Weg dorthin
· zur Sangha - der Gemeinschaft der Praktizierenden, z.B. durch
den Anschluss an eine buddhistische Gruppe.
4.0 Auffällige Parallelen zwischen Buddhismus und Christentum
Buddhismus und Christentum sind nicht wirklich grundverschieden,
sodass man Parallelen feststellen, besonders, wenn man auf die Gründergestalten
selber schaut, auf Gautama und Jesus von Nazaret.
4.1 Ähnlichkeiten bezüglich des Verhaltens
· Gautama bedient sich wie Jesus keiner unverständlich gewordenen
Sakralsprache ondern der Umgangssprache
· Beide haben weder eine Kodifikation noch eine Niederschrift ihrer
Lehre veranlasst
· Gautama sowie Jesus appellieren an die Vernunft und die Erkenntnisfähigkeit
des Menschen
· Für beide bedeuten Gier, Macht und Verblendung die große
Versuchung
4.2 Ähnlichkeiten bezüglich der Verkündung
· Beide treten als Lehrer auf
· Jesus sowie Gautama haben eine dringende, frohe Botschaft (der
Dharma, das Evangelium) auszurichten
· Sie wollen keine Welterklärung geben, üben auch keine
tiefsinnigen philosophischen Spekulationen
· Sie gehen aus von der Vorläufigkeit und Vergänglichkeit
der Welt
· Gautama wie auch Jesus zeigen einen Weg der Erlösung aus der
Ichsucht, Weltverfallenheit und Blindheit - durch eine religiöse
Erfahrung
· Der Weg beider ist ein Weg der Mitte zwischen den Extremen Sinnenlust
und Selbstquälerei
Die Parallelen zwischen buddhistischem und christlichem Heilsweg
beschränken sich nicht auf die Gründergestalten, sondern
sie zeigen sich auch in bestimmten Weiterentwicklungen, besonders
im Mönchtum.
5.0 Geschichte des Buddhismus
Zu Lebzeiten des Buddha wurde die Mönchsgemeinde (Sangha)
durch seine Person und Autorität zusammengehalten. Auch nach
seinem Tod (5. Jh. v. Chr.) sollte seine Lehre die Richtschnur für
das Zusammenleben der Buddhisten bleiben. Doch schon bald sammelten
sich um die Schüler Buddhas Gruppen, die sich unterschiedlich
entwickelten.
5.1 Theravada und Mahayana
Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. spaltete sich der Buddhismus
schließlich aufgrund von Differenzen in der Auslegung und
Anwendung der Regeln in zwei Gruppen auf, in die Theravada (Lehre
der Älteren) und in die Mahasanghika (Mitglieder des großen
Ordens).
Die Theravada-Vertreter waren bestrebt, die reine Lehre des Buddha
zu bewahren, die Mahasanghika legten eher Wert auf die Arbeit unter
den Laien. Obwohl die Unterschiede der beiden Gruppen, abgesehen
vom Lebensstil, nicht sehr groß waren, entzündete sich
an der Frage, ob es den Mönchen erlaubt sei, von den Laien-Anhängern
neben Naturalspenden auch Geld anzunehmen, letztendlich ein Streit.
Auf den Vorwurf der Theravada, die Mahasanghika würden von
der reinen Lehre des Buddha abweichen, reagierten diese mit dem
Vorwurf, die Theravada würden sich im Kloster isolieren und
sich in egoistischer Weise nur um die eigene Erleuchtung kümmern.
Mit den Mahasanghika war der Grundstein gelegt zu dem, was sich
später zum sogenannten Mahayana Buddhismus (»Großes
Fahrzeug«) ausgestaltete. Die Bezeichnung zeigt, dass diese
Richtung sich als jene sieht, die die größere Integrationskraft
besitzt, und die sich an alle Menschen wendet, nicht nur an Mönche.
Tatsächlich spielen hier die Laien, vor allem im Stupa –Kult
(Stupa = Reliquienschrein), eine gewichtigere Rolle.
Die Theravada-Mönche wurden von dieser Richtung verächtlich
Hinayana (»Kleines Fahrzeug«) genannt. Da es sich um
einen Spottnamen handelt, sollte dieser Name nicht anstelle von
Theravada verwendet werden. Trotz der Unterschiede konnten und können
Mönche der beiden Richtungen sogar im selben Kloster friedlich
nebeneinander leben, was ein deutliches Indiz für den Geist
buddhistischer Toleranz ist.
5.2 König Ashoka
Die wichtigste und bedeutendste Gestalt für die Ausbreitung
des Buddhismus, lässt sich in König Ashoka finden. Um
das Jahr 280 v. Chr. trat er die Herrschaft über beinahe ganz
Indien an. Während seiner Regentschaft wandelte er sich von
einem gewalttätigen, kriegsführenden Tyrannen zu einem
friedliebenden und toleranten Anhänger und Förderer des
Buddhismus. Anstelle von Gewalt vertraute Ashoka nun auf die Diplomatie.
Das größte Anliegen des Königs war von dieser Zeit
an die Ausbreitung des Buddhismus. Auf seine Anweisung hin sollen
Gesandte sogar Griechenland und Ägypten erreicht haben.
Trotz dieses Einsatzes für die buddhistische Missionierung
kann ihm nicht der Vorwurf gemacht werden, er hätte den Buddhismus
zur Staatsreligion erhoben und so andere Religionen diskriminiert.
Im Gegenteil, Ashoka kann bis heute als Vorkämpfer der Religionsfreiheit
gelten.
5.3 Ausbreitung in China, Japan und Tibet
Schon sehr bald gelangte der Buddhismus von Indien aus in die östlichen
Länder. Für China ist als erstes offizielles Datum das
Jahr 61 bedeutend. Kaiser Mingti sandte in diesem Jahr eine Delegation
nach Indien, um buddhistische Schriften zu sammeln. In den folgenden
Jahren kam es zu einem regen Kontakt zwischen Indien und China und
schließlich gelangte der Buddhismus in China zu immer größerer
Blüte. Schließlich entstand eine eigene Form, der sogenannte
Zen-Buddhismus.
Nach Japan gelangte die Lehre des Buddha im 6. Jahrhundert. Vor
allem in der Form des Zen konnte sie Fuß fassen.
Im 7. bis 8. Jahrhundert gelangte der Buddhismus nach Tibet, wo
er sich durch Vereinigung mit der vorherrschenden »Bönreligion«
zu einer eigenen Schule, dem Vajrayana (»Diamantenes Fahrzeug«),
entwickelte. Formen des Vajrayana finden sich auch in Nepal, Bhutan
und der Mongolei.
5.4 Weitere Stationen
Ashokas jüngerer Bruder brachte den Buddhismus schon sehr
früh nach Sri Lanka. Heute zählen rund zwei Drittel der
dortigen Bevölkerung zum Theravada-Buddhismus. Weitere Länder
in denen sich die Lehre in dieser Form verbreitete sind Kambodscha,
Laos, Burma und Thailand.
In Taiwan und Vietnam existieren heute Theravada- und Mahayanagruppen
nebeneinander. Der buddhistische Teil der Bevölkerung Koreas
praktiziert Zen.
In Indien war schon im ersten Jahrtausend ein Niedergang zu beobachten.
Nach dem 12. Jahrhundert war der Buddhismus praktisch ausgestorben.
Durch die Bemühungen alte Wallfahrtsstätten in Indien
wieder zu reaktivieren und durch Flüchtlingsbewegungen aus
Tibet (chinesische Annexion) ist er heute wieder präsent.
6.0 Der tibetische Buddhismus - Vajrayana (Diamantweg)
Der tibetische Buddhismus (auch Vajrayana genannt) wird zum Mahayana
gerechnet, muss aber trotzdem gesondert betrachtet werden, da die
Entwicklung dieser Religion anders verlief als die des Mahayana.
Der Buddhismus hat trotz der geografischen Nähe zu Indien erst
im 7.-8. Jahrhundert n. Chr. in Tibet Fuß gefasst und stellt
eine Verschmelzung aus Mahayana-Buddhismus, der einheimischen Bön-Religion
und Elementen des Hinduismus dar. Das Wort Vajrayana bedeutet »Diamantweg«.
6.1 Geistige Lehrer als Verkörperung des Dharma
Im Vajrayana spielten die sogenannten »Lamas«, geistige
Lehrer, eine große Rolle, die ihre Schüler in der buddhistischen
Lehre (Dharma) unterweisen. Sie unterweisen aber nicht nur, sondern
gelten selbst als Verkörperung des Dharma. Große Lamas,
die Leitungsfunktionen in Klöstern haben, sind in der Regel
»Tulkus«, d.h. Reinkarnationen (Wiederverkörperungen)
von verstorbenen Lamas. Diese Einrichtung der Tulkus ist eine typische
Eigenart des Vajrayana. Es gibt sie seit dem 12./13. Jahrhunderts
und der Sinn besteht darin, die Nachfolgefrage für mit Macht
verbundene Funktionen in Klöstern zu lösen.
Der sogenannte Dalai Lama (Ozean der Weisheit) ist der bekannteste
Lama und er ist seit dem 16. Jh. das religiöse aber auch politische
Oberhaupt des tibetanischen Buddhismus. Nach dem Tod des Dalai Lamas
sucht man nach einer Wiedergeburt in einem Neugeborenen, wobei der
derzeitige Dalai Lama bereits als die 14. Wiederverkörperung
gilt.
6.2 Eine Mönchsreligion mit Besonderheiten
Der Tibetische Buddhismus ist eigentlich eine Mönchsreligion.
Zu manchen Zeiten gehörte bis zu einem Viertel der Bevölkerung
Tibets einem Mönchsorden an. Die Laien pflegen bei der Ausübung
ihres Glaubens hauptsächlich eine Mantrapraxis (kurze, immer
wieder wiederholte Gebetsformeln). Eine Besonderheit des Vajrayana
ist der Glaube an die zahlreichen Gottheiten, die einen festen Platz
im Kult haben. Diese Götter werden entweder als gefährlich
gefürchtet oder als hilfreich verehrt.
6.3 Das Totenbuch der Tibeter und die Praxis der Sterbebegleitung
Eine weitere Spezialität des Vajrayana ist die Totenbegleitung.
Den Sterbenden werden Texte aus dem »Bardo Thödol«
(tibetanisches Totenbuch) ins Ohr gesprochen und auch nach dem Tod
wird weiter aus dem Buch vorgelesen.
Das Totenbuch ist eine Anleitung
für das richtige Verhalten im Zwischenzustand (Bardo) zwischen
Leben und Tod bzw. zwischen Tod und neuer Geburt. Die Grundbotschaft
ist, dass die Kunst des Sterbens ebenso wichtig ist, wie die Kunst
des Lebens. Dahinter steht die Vorstellung, die künftige Existenz
hänge stark vom richtig gemeisterten Tod ab.
Unmittelbar nach dem Tod begegnet man laut dem Totenbuch dem »reinen,
klaren Licht«. Wer jedoch nicht fähig ist darin zu bleiben,
verpasst diese Gelegenheit zur Befreiung. Es folgen andere Zuständen
mit sinkender Tendenz und je nach geistiger Reife kommt es schließlich,
nach tibetischer Lehre, zur Wiedergeburt in hoher oder niedriger
Seinsweise, als Gott, Dämon, Hungergeist oder eben als Mensch.
Die völlige Befreiung kann man jedoch nur als Mensch erreichen.
Doch die Gnade Buddhas lässt keinen unberücksichtigt und
so kommt jedes Wesen früher oder später zur Erleuchtung.
6.4 Annexion Tibets durch China
Durch die Annektierung Tibets durch China und die folgenden Fluchtbewegungen
kamen mehr Kenntnisse über den tibetischen Buddhismus nach
Europa. Der 1959 geflüchtete Dalai Lama tritt stets für
eine Verständigung zwischen den Religionen ein und erhielt
dafür den Friedensnobelpreis. Der Ort Dharamsala in Nordindien,
der Sitz der tibetischen Exilregierung, ist heute das Zentrum der
Tibeter.
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