7.0 Der Zen-Buddhismus

Zen ist eine durch Verbindung des Mahayana Buddhismus mit Elementen des chinesischen Taoismus entstandene Erleuchtung bzw. Meditationsschule. Als Begründer gilt der Inder Bodhidharma, der im 6. Jahrhundert n. Chr. nach China kam und die buddhistische Meditation lehrte.

7.1 Erfahrung jenseits der Worte

Das Wesen des Zen zu beschreiben ist äußerst schwierig. Die am eigenen Leib erlebte innere Erfahrung steht nämlich im Mittelpunkt, sodass Zenpraktizierende meinen, es könne einem »Normalmenschen« gar nicht vermittelt werden. Das persönliche Erlebnis steht gegen jede Autorität und objektive Erklärung, heilige Schriften und deren Auslegung durch Gelehrte besitzen keinen eigentlichen Wert. Streng genommen gibt es also keine schriftlichen Anweisungen und Beschreibungen des Zen. Der japanische Zenmeister Daisetz Teitaro Susuku beschreibt diese Ansicht so:

»Weder hat Zen uns auf dem Weg intellektueller Analyse etwas zu lehren, noch enthält es irgendwelche feste Lehrmeinungen, die seine Anhänger annehmen müssten. In dieser Beziehung ist Zen völlig chaotisch, wenn man so sagen will. ... Werde ich gefragt, was Zen lehrt, so muss ich antworten, dass Zen nichts lehrt. Was immer für Lehren es im Zen gibt, sie kommen aus dem eigenen Inneren jedes einzelnen. Wir sind selbst unsere Lehrer; Zen weist nur den Weg.«

7.2 Die Hauptrichtungen des Zen

7.2.1 Die Praxis des meditativen Sitzens (Zazen)

Innerhalb des Zen gibt es trotz der Unabhängigkeit von Lehrmeinungen mehrere Schulen. Die Soto-Schule pflegt als Erleuchtungsweg, als Weg zu seiner ursprünglichen Natur zu erwachen, das sogenannte »Zazen«. Damit ist ein bewegungsloses, stilles Sitzen im Lotossitz gemeint. Ziel ist es eine tiefe Konzentration zu erreichen, jedoch ohne Ziel und ohne Streben nach Nutzen. Dieses Sitzen sei dann schon der vollkommene Ausdruck der Erleuchtung. Das einzige Bestreben richtet sich nur darauf die richtige Sitzhaltung einzunehmen und richtig zu atmen. Es wird auch nicht »über etwas« meditiert, sondern die Übung ist Selbstzweck. Der Weg ist das Ziel.

7.2.2 Meditation über paradoxe Rätsel (Koan)

Auch in der Rinzai-Schule wird das Zazen geübt. Zusätzlich empfiehlt diese Richtung die Meditation über paradoxe, logisch unlösbare Aussagen oder Rätsel, sogenannte Koans. Das bekannteste ist dieses: Wenn beide Hände zusammengeschlagen werden, so entsteht ein Ton: Horche auf den Ton der einen Hand! Eine Hand ergibt natürlich keinen Ton, aber im Zen sitzt man mit dieser Frage und vertieft sich so lange in sie, bis der Geist eines Tages zur intuitiven Einsicht erwacht und man die Antwort in der Erleuchtung findet.

7.3 Zen-Geist in Verbindung mit anderen Disziplinen

Neben dem Zazen gibt es im Zen noch andere meditative Übungen, etwa Ikebana, das Blumenstecken, und das Bogenschießen. Auch die typische japanische Teezeremonie stammt aus dem Zen. Es geht hier allerdings nicht um künstlerische, sportliche oder kulinarische Ziele, sondern es geht darum im Umgang mit Blumen, Pfeil und Bogen oder Stockkampf Achtsamkeit und Bewusstheit zu entfalten – und so zur letzten Wirklichkeit vorzudringen.

8.0 Gesten des Buddha

Die Darstellung Buddhas ist durch ikonographische Regeln festgelegt, die in Indien entstanden sind.

· Buddha wird meist in der Lotoshaltung sitzend dargestellt – die Beine sind eng überkreuzt, die Sohlen beider Füße sind sichtbar
· Der Schädelauswuchs ist Sitz seiner besonderen spirituellen Fähigkeiten und entweder auf die Haartracht der Asketen zurückzuführen, oder als Hinweis auf die Entfaltung des höchsten Chakras (Sahasraha) das sich am Scheitel des Kopfes befinden soll, zu deuten
· Das Stirnmal ist eine weiße helleuchtende Haarlocke zwischen den Augenbrauen und wird meist als kleine runde Erhebung dargestellt. Darüber hinaus weist das Stirnmal Parallelen zum »geistigen Auge« (Adschna) östlicher Lehren auf
· Drei Halsfalten gelten als glücksbringendes Zeichen
· Das Mönchsgewand ist togaartig, hat einen schlichten Wurf läßt die rechte Schulter frei
· Die Schnur ist Zeichen für die Zugehörigkeit zur Brahmanenkaste. Sie fällt von der linken Schulter zur rechten Hüfte
· Die Ohrläppchen sind ausgedehnt mit einem langgezogenen Loch; ein Zeichen für den ehemals reichen Prinzen der schwer mit Schmuck behangen ein üppiges Leben geführt hat, bevor er sich auf die Suche nach dem Sinn des Leidens machte. Eine spirituelle Deutung der großen Ohren weist darauf hin, dass der Buddha »das Leid der Welt hört«

9.0 Alltagsleben im Buddhismus

9.1 Die Rolle der Frau

Eine Aussage über die Stellung der Frau in der buddhistischen Gesellschaft ist schwierig, da sich Kultur und Religion immer gegenseitig beeinflussen. Prinzipiell ist festzuhalten, dass schon Buddha selbst die Frau in ihrer Stellung zum Mann als nicht gleichberechtigt ansah. Dies äußerte sich etwa in seinem Zaudern, Frauen zum Mönchtum zuzulassen, bzw. in den erschwerten Regeln für buddhistische Nonnen.

So ist der Mann in buddhistischen Ländern traditionellerweise auch das Familienoberhaupt und sorgt für den Lebensunterhalt. Die Frau ist für die Kinder und den Haushalt zuständig. Eine wichtige Stellung kommt ihr allerdings im häuslichen Kult zu, indem sie an den Mondtagen den Ritus vollzieht.

9.2 Der Hausaltar

In jedem buddhistischen Haus ist ein Winkel oder manchmal sogar eine eigenes Zimmer für den Hausaltar reserviert, meistens in Form einer kleinen erhöhten Buddhastatue, die mit Blumen geschmückt und von Räucherstäbchen umgeben ist. Obwohl nach der Lehre Buddha keine göttliche Person ist, wird er in Form der Statue verehrt. Vor dem Hausaltar wird täglich gebetet, an den Mondtagen werden die vorgeschriebenen Riten durchgeführt, und wenn sich die Zeit dafür findet, wird vor dem Hausaltar auch meditiert.

9.3 Das Gebet

Nach der buddhistischen Lehre ist Buddha nach seinem Tod in das Nirwana eingegangen und hat somit zu existieren aufgehört. Sich von ihm also noch Beistand zu erwarten, wäre an sich sinnlos. Trotzdem gibt das Gebet zu Buddha seinen Anhängern, nach eigener Aussage, Stärkung, Trost und manchmal sogar Hilfe. Buddhisten sehen den Sinn des Gebetes nicht in einer Anrufung höherer Mächte zum eigenen Vorteil, sondern in der Aktivierung von schon vorhandenen Kräften im Inneren des Menschen.

Gläubige Buddhisten beten zumindest morgens und abends vor dem Hausaltar. Das häufigste Gebet, das immer dreimal gesprochen wird, ist folgendes:

»Namo tassa bhagavato arahato samma sambuddhasa« – »Ich verehre den erhabenen Buddha.«

9.4 Die Heirat

Die Hochzeitsbräuche in der buddhistischen Welt sind vielfältig. In einigen, vor allem ländlichen Gebieten werden die Eheleute noch vermittelt, meist gilt das allerdings schon als rückständig.

Von den meisten Buddhisten wird beim Aussuchen des Hochzeitstermins auf ein Horoskop auf keinen Fall verzichtet.
Die eigentliche Trauungszeremonie wird im Idealfall von neun Mönchen durchgeführt. Neun ist die symbolische Zahl für den Fortschritt.

9.5 Die Kindererziehung

Bald nach der Geburt werden dem Neugeborenen die Haare, oder ein Teil davon abgeschnitten. Dieser Ritus soll daran erinnern, dass sich auch Buddha die Haare scherte, als er in die Hauslosigkeit zog. Die Zeremonie wird innerhalb des engsten Familienkreises durchgeführt, wobei das Kind von einem Mönch gesegnet wird.

Der Name des neuen Erdenbürgers wird meist durch ein Horoskop bestimmt, das ein Mönch erstellen sollte.

In der Schule werden die jungen Buddhisten in die Lehre eingeführt. Dem Kind sollte dabei, entsprechend der buddhistischen Toleranz, größtmögliche Freiheit gelassen werden.

Nach Abschluss der Jugendzeit gehen viele junge Männer »für eine Regenzeit«, das sind drei Monate, als Mönche in eine Wat (Kloster).

9.6 Tod und Begräbnis

Innerhalb des Buddhismus ist es üblich die Toten verbrennen zu lassen. Normalerweise wird kein Grabmal errichtet.
Die Asche wird meist in einen Fluss oder ins Meer gestreut. Manchmal wird die Asche auch unter den Verwandten verteilt und beim jeweiligen Hausaltar aufbewahrt. Hundert Tage nach dem Tod wird gemeinsam mit Mönchen noch eine abschließende Feier abgehalten.

Für die Urnen hoher Würdenträger oder Heiliger werden sogenannte »Stupas« als Grabstätten errichtet. Die Stupa eines Heiligen entwickelt sich im Laufe der Zeit sehr oft zu einer Wallfahrtsstätte.

10.0 Die Rolle des Mönchtums im Buddhismus

10.1 Aufgaben und Ziele

Der Buddhismus ist als Mönchsgemeinschaft gegründet worden und alle Mönche versuchen nach dem Vorbild Buddhas zu leben. Die Mönche tragen ein gelb-rotes Gewand, haben kahlgeschorene Köpfe und leben völlig besitzlos.
Der Tagesablauf eines Mönchs ist genau strukturiert: er muss meditieren, aus den unzähligen Schriften lernen und für Laien Aufgaben erfüllen. Für diese Verdienste sollen die Mönche Gaben annehmen, die aber nicht ihnen sondern Buddha gelten.

Weiters müssen die Mönche sich an 227 Gebote und an 10 Sittenregel halten, wobei die drei ersten auf keinen Fall übertreten werden dürfen.

1. Kein lebendes Wesen töten
2. Nicht stehlen
3. Keine Sexualität
4. Nicht lügen
5. Keine berauschenden Getränke trinken
6. Nach Mittag nichts mehr essen
7. Sich fernhalten von Tanz, Gesang, Musik und Schaustellungen
8. Vermeidung von Blumenschmuck
9. Vermeidung von hohen, üppigen Betten
10. Abstehen vom Annehmen von Gold und Silber

Ursprünglich waren die buddhistischen Mönche Wandermönche, doch heute leben sie die meiste Zeit in einem Kloster. Wanderszeiten und Wallfahrten gehören aber immer noch zu einem mönchischen Leben. Buddhistische Mönche sind besitzlos und dürfen nur ihr gelbes Gewand und eine Almosenschale mit sich tragen. Die Mönche dürfen keiner Berufstätigkeit nachgehen, sondern leben nur von den Gaben der Bevölkerung. Mit diesen Gaben wird der Bevölkerung das Dana (Geben) ermöglicht, was als erste buddhistische Tugend gilt. Dieses Dana ersetzt den bei uns üblichen Kirchenbeitrag und sichert das Überleben des Wat (buddhistisches Kloster).

10.2 Das Noviziat

Wer Mönch werden will, muss bestimmte Aufnahmebedingungen erfüllen. Er muss mindestens 20 Jahre alt sein, er darf keine Behinderung haben und er muss die Einwilligung der Eltern bzw., falls er verheiratet ist, das Einverständnis seiner Frau haben. Außerdem muss er schuldenfrei sein. Auch wenn er polizeilich gesucht wird, wird ihm der Eintritt verwehrt. Erst wenn all diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann er ein schriftliches Gesuch stellen und wird nach einer Übergangszeit als Novize als Mönch aufgenommen. Wer jünger ist als 20 Jahre kann ebenfalls als Novize aufgenommen werden. Für viele Kinder aus armen Familie oder für Waisenkinder ist das oft die einzige Möglichkeit eine gute Schulbildung zu erhalten. Beim Erwachsenwerden können diese »Kindernovizen« dann frei entscheiden, ob sie im Kloster bleiben wollen oder nicht. Der Austritt eines Mönches aus dem Orden kann jederzeit erfolgen, denn der »freie Wille des Ausgetretenen« wird akzeptiert.

10.3 Frau & Mönchtum

Der Buddha tat sich schwer mit der Zulassung von Frauen zum Sangha (Mönchsgemeinde) und von einer Gleichberechtigung konnte nie die Rede sein. Dies wird auch bei den Regeln für Frauen sichtbar.

· Nonnen sind den Mönchen organisatorisch untergeordnet und ihnen Rechenschaft schuldig.
Sie müssen (insgesamt 311) zusätzliche Regeln einhalten:
· Um in den Orden einzutreten, müssen sie die Mönche um Erlaubnis fragen
· Bei Verstößen dürfen die Nonnen die Mönche nicht rügen, umgekehrt ist dies sehr wohl erlaubt
· Sogar die älteste Nonne ist dem jüngsten Novizen Ehrerbietung schuldig
· In der Gegenwart von Mönchen ist es ihnen nicht erlaubt ungefragt zu sprechen.

10.4 Mönchtum auf Zeit

Manche Buddhistinnen oder Buddhisten gehen als Mönche oder Nonnen auf Zeit in ein Kloster. Diese führen meist während einer Regenzeit ein Leben nach den Ordensregeln und nach dem Schlussfest »Ook Pansa« kehren sie wieder in ihr bürgerliches Leben zurück.

10.5 Ähnlichkeiten zwischen buddhistischem und christlichem Mönchtum

· Einfache uniforme Ordenstracht
· Sonores Psalmodieren
· Absonderung von der Welt (»Hauslosigkeit«)
· Leben streng nach einer Regel mit Geboten, Verboten, Bußkatalogen und Sündenbekenntnissen
· Besitzlosigkeit
· Sexuelle Enthaltsamkeit

11.0 Persönliches Fazit (einer der Autorinnen)

Ich denke, der Buddhismus ist eine sehr interessante Religion, denn man kann sich in diese Lehre gut hineinversetzen.
Es ist eine der wenigen Glaubensgemeinschaften, die an die Wiedergeburt und an das Nirvana glauben, was ich für sehr eindrucksvoll halte. Ich bin außerdem davon beeindruckt, dass diese Religion auch in den westlichen Ländern Anklang findet. Diese Weltreligion ist somit für jeden anwendbar und kann von jedem gelebt werden.

Christian Klecker, Maria Lukesch und Alexandra Schmidt (Mai 2003, 4BK)

Quellenhinweise:
Als Quellen dienten das Buch von Hans Küng, Spurensuche, Die Weltreligionen auf dem Weg, München 1999, sowie zahlreiche Internetseiten: Neben vielen leicht zu findenden Adressen, die sich allgemein dem Thema Buddhismus widmen, gibt es spezielle Seiten über Buddhismus in Europa bzw. in Deutschland. Zu empfehlen sind auch das Buddhanetz und Seiten über den Dharma. Wer es genau wissen will, findet im Internet sogar eine Sammlung aller Lehrreden Buddhas, den sogenannten Palikanon.

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