Hinduismus - Lehren indischer Weiser
1.0 Sehnsucht
Ein Schüler fragte: »Herr, wie kann ich Gott erlangen?«
Da nahm ihn der Meister zum Meer und tauchte ihn unter Wasser. Nach
kurzer Zeit ließ er ihn wieder los und fragte: »Wie
hast du dich gefühlt?«
Der Schüler antwortete: »Ich glaubte, mein letzter Atemzug
sei gekommen. So verzweifelt war ich.«
Da antwortete der Meister: »Du wirst Gott schauen, wenn dein
Verlangen nach ihm so inbrünstig ist wie deine Sehnsucht nach
Luft in diesem Augenblick.«
2.0 Liebevolle Hingabe
Ein Anhänger des Bhaktimala (Weg der liebenden Hingabe) ging
täglich in ein öffentliches Haus. Einmal war es schon
spät in der Nacht, weil er durch die Sraddha-Zeremonie seiner
Eltern aufgehalten wurde. Er hielt In der Hand eine Portion Süßigkeiten,
die für diese Gelegenheit zubereitet waren, um sie seiner Geliebten
zu schenken.
Seine Gedanken waren so sehr auf diese konzentriert, dass er gar
nicht merkte, wo er ging. So stieß er gegen einen Yogi, der
mit geschlossenen Augen über Gott meditierte. Dieser aber rief
zornig: »Bist du blind? Ich meditiere über Gott, und
du stößt gegen meinen Körper.«
»Entschuldige«, sagte der Mann, »aber erlaube
mir eine Frage: Völlig versunken in meine Gedanken an ein verrufenes
Weib, hatte ich kein Bewusstsein des Gegenständlichen mehr,
während du, der du über Gott meditierst, noch der äußeren
Welt bewusst bist. Welche Art von Meditation ist dies?«
Später wurde dieser Mann zu einem Bhakta, der der Welt in der
Suche nach Gott entsagte. Ehe er sich von der Frau verabschiedete,
nannte er sie Mutter und sprach zu ihr: »Du bist mein Guru.
Denn du hast mir gezeigt, wie man an Gott gebunden sein muss.«
3.0 Das Milchmädchen und der Brahmane
Ein Milchmädchen musste von der gegenüberliegenden Seite
eines Flusses einem brahmanischen Priester Milch bringen. Da die
Fähre unregelmäßig fuhr, konnte es nicht pünktlich
sein. Der Brahmane schalt das Mädchen, das ihm seine Schwierigkeiten
zu erklären suchte. Der Priester aber gab zur Antwort: »Kind,
man überquert das Meer des Seins mit Hilfe des Göttlichen
Namens. Warum kannst du nicht auf die gleiche Weise diesen kleinen
Fluss überqueren?« Nach dieser Ermahnung bekam der Brahmane
seine Milch zur pünktlichen Zeit.
Eines Tages fragte er das Mädchen, wie das nun möglich
sei, und es antwortete ihm: »Seitdem ich auf euren Rat den
Fluss überquere, indem ich den Namen Gottes ausspreche, brauche
ich keinen Bootsmann mehr.«
Der Priester konnte dies nicht glauben und wollte es mit eigenen
Augen sehen. Das Mädchen nahm ihn mit und begann den Fluss
zu überqueren. Der Priester wollte es ihm gleichtun, aber er
war nahe am Versinken. Das Mädchen, das seine unglückliche
Lage sah, rief ihm zu: »Wie, Herr, Ihr sprecht den Namen Gottes
aus und gebt im gleichen Augenblick acht, dass eure Kleider nicht
nass werden? So scheint ihr Gott nicht ganz zu vertrauen!«
4.0 Gott in allem
Der Meister sprach: »Alles Lebende ist Gott!« Der Schüler
verstand dies dem Buchstaben, nicht aber dem wahren geistigen Sinn
nach. Als er eines Tages auf seinem Weg einem Elefanten begegnete
und der Treiber von seinem hohen Sitz aus laut schrie, er möge
fortgehen, dachte er: Ich bin Gott. Desgleichen der Elefant. Warum
sollte Gott sich vor sich selber fürchten? Und er bewegte sich
nicht von der Stelle.
Da hob der Elefant den Rüssel hoch und warf ihn auf die Seite.
Er wurde ernsthaft verletzt.
Als er wieder bei seinem Meister war, berichtete er ihm dieses Abenteuer,
und der Meister antwortete ihm: Natürlich bist du Gott, und
der Elefant ist auch Gott. Aber Gott in Gestalt des Elefantentreibers
warnte dich von oben. Warum hast du nicht auf diese Warnung geachtet?
5.0 Der Mann und das Schaf
Ein Mann bat demütig einen Sadhu um Unterweisung. Dieser gab
ihm den Rat: »Liebe Gott mit deinem ganzen Herzen und deiner
Seele.« Der Fragende antwortete: »Ich habe Gott niemals
gesehen und weiß nichts von ihm. Wie kann ich ihn dann lieben?«
Der Heilige fragte, wen er denn am meisten Liebe, und bekam die
Antwort: »Ich habe niemanden, für den ich sorgen muss.
Das einzige Geschöpf, das ich liebe, ist mein Schaf.«
Der Sadhu antwortete: »Dann pflege dieses Tier und liebe es
von ganzem Herzen und mit deiner ganzen Seele, und denke immer daran,
dass der Herr in ihm wohnt.«
Nachdem er diesen Rat gegeben hatte, verließ der Sadhu den
Ort. Der Mann pflegte nun sein Schaf mit liebevoller Sorgfalt und
tiefem Glauben, dass der Herr in diesem Geschöpf lebe.
Nach langer Zeit kam der Sadhu auf seinem Rückweg zu ihm und
fragte ihn nach seinem Befinden. »Meister«, war seine
Antwort, »dank deinem freundlichen Rat geht es mir sehr gut.
Viel Wohltat ist mir widerfahren, nachdem ich dem von dir vorgeschriebenen
Weg gefolgt bin. Zuweilen erblicke ich mein Schaf als eine wunderbare
Gestalt mit vielen Händen, und dies ist höchste Glückseligkeit.«
6.0 Wie lange noch, bis zur Erlösung?
Narada, der Weise, erblickte drei Männer. Der eine schwebte
in freier Luft, der zweite saß unter einem Tamariskenbaum,
der dritte unter einer Palme voll Bananen.
»Narada«, riefen sie gemeinsam, »wenn du zu Gott
kommst, frag ihn doch, wer von uns als erster Selbstverwirklichung
erlangen wird.«
Narada versprach es, und als er wieder des Weges kam, sprach er
zu dem einen, der in der Luft schwebte: »Du wirst noch vier
Daseinsformen erleben, ehe du die Selbstverwirklichung erlangst.«
Traurig ging der erste Mönch davon.
»Und du«, wandte er sich zu dem, der unter dem großblättrigen
Bananenbaum saß, »wirst so viele Leben vor dir haben,
wie Blätter an diesem Baum sind.«
Auch dieser Mönch ging schmerzerfüllt von dannen.
Zu dem anderen, der unter dem Tamariskenbaum mit den unzähligen
kleinen Blättern saß, sprach Narada: »Und du wirst
so viele Leben durchlaufen, wie Blätter an diesem Baum sind,
bis du die Selbstverwirklichung erlangt hast.«
Da sprang der Mönch auf, tanzte voller Freude und rief: »Mein
Gott, ich danke dir, dass ich so bald die Selbstverwirklichung erfahren
darf.«
Im gleichen Augenblick hatte er die Befreiung erlangt.
7.0 Der Pilger und die Dirne
Ein Sannyasin (Pilger) wohnte neben einem Tempel, dem ein Freudenhaus
gegenüber lag. Als er den ständigen Zustrom der Männer
in dieses Haus sah, rief er die Dirne zu sich und schalt sie: »Du
bist eine große Sünderin. Tag und Nacht sündigst
du. Wie erbarmungswürdig wird dein Los nach dem Tode sein.«
Das Mädchen bereite seine Missetaten schwer und bat mit wahrhaft
großer Reue Gott um Vergebung. Die arme Sünderin aber
konnte nicht so leicht eine andere Arbeit finden, da solches Tun
bisher ihr Gelderwerb war. Wenn ihr Fleisch sündigte, dann
schalt sie sich fortan in großer Zerknirschung des Herzens
und bat Gott mehr und mehr um Vergebung.
Der Sannyasin der meinte, sein Rat hätte Wirkung auf das Mädchen
ausgeübt, nahm sich vor, die Menge der Männer zu zählen,
die in dieses Haus gingen. Für jeden Besucher legte er einen
Kieselstein hin. Im Laufe der Zeit entstand ein großer Steinhaufen.
Eines Tages rief er das Mädchen: »Siehst du diesen Haufen
Kieselsteine? Jeder Stein zeigt eine der Todsünden, in die
du dich verstrickt hast, seitdem ich dich ermahnt habe, von deinem
schlechten Tun abzulassen. Noch einmal sage ich dir: Lass ab von
deinem bösen Leben.« Das arme Wesen begann vor der Menge
der Sünden zu zittern und betete unter Tränen äußerster
Hilflosigkeit zu Gott. Immer wieder von neuem flehte es im Herzen:
»Herr! Willst du mich nicht von diesem elenden Leben befreien?«
Das Gebet wurde erhört. Noch am gleichen Tag ging der Engel
des Todes an dem Haus vorüber, und das Leben des Mädchens
in dieser Welt hatte ein Ende.
Nach dem seltsamen Willen Gottes starb auch der Sannyasin am gleichen
Tag.
Die Boten Vishnus kamen vom Himmel herab und trugen den Geist der
reuigen Sünderin in die himmlischen Bereiche, während
die Boten Yamas den Geist des Sannyasins banden und in die niedere
Welt hinabtrugen. Als der Sannyasin das glückliche Los der
Verworfenen sah, schrie er laut: »Ist das die wahre Gerechtigkeit
Gottes? Ich habe mein ganzes Leben in Askese und Armut verbracht
und werde zur Hölle getragen, während diese Dirne, deren
Leben eine einzige Sünde war, zum Himmel fährt?«
Als die Boten Vishnus solches hörten, sprachen sie: »Die
Entscheidungen Gottes sind immer gerecht. Wie du denkst , so wirst
du ernten. Du hast dein Leben in äußerer Schau und Eitelkeit
verbracht und hast versucht, Ehre und Ruhm zu ernten. Gott hat dir
solches gewährt. Dein Herz aber hat niemals wahrhaft nach ihm
verlangt. Dieses Mädchen dagegen hat ernsthaft Tag und Nacht
zu Gott gebetet, auch wenn sein Körper die ganze Zeit gesündigt
hat. Betrachte nun die Behandlung, die dein Körper und jener
Körper des Mädchens von den Erdenbewohnern empfängt.
Da du niemals mit dem Körper gesündigt hast, ist er mit
Blumen und Girlanden geschmückt. Mit Musik wird er in einer
Prozession dem heiligen Fluss übergeben. Der Körper der
sündigen Dirne aber wird in diesem Augenblick von Geiern und
Schakalen in Stücke gerissen. Dennoch war sie rein in ihrem
Herzen. Darum geht sie in das Reich der Reinen ein. Dein Herz aber,
das in der Betrachtung ihrer Sünden versenkt war, ist unrein
geworden. Darum gehst du in die Bereiche der Unreinen ein. Du warst
in Wirklichkeit der Sünder, nicht sie.«
8.0 Ein Freuden-Mantra
Ein Mantra ist eine Silbe, ein Laut, ein Wort oder eine Wortfolge,
die die großen Weisen im Zustand tiefer Meditation finden.
Es ist keine Sprache, in der Menschen sprechen. Diese Laute, die
in einem überbewussten Zustand empfangen werden, führen
die Sucher höher und höher, bis er schließlich die
vollkommene Stille erreicht. Je mehr sich das Bewusstsein erweitert,
um so mehr offenbart das Mantra seine Bedeutung. Es öffnet
den Zugang zu einer höheren Ebene des Bewusstseins. Diese erwürdige
Tradition dadurch auszubeuten, dass man Mantras auf dem Markt verkauft,
ist eine Absurdität.
Ein Mantra hat genau wie der Mensch viele Hüllen: grobe und
feinstoffliche. Zum Beispiel die Silbe Aum. Diese drei Buchstaben
repräsentieren die drei Zustände (Wachen, Träumen
und Schlafen) oder die drei Körper (grob, feinstofflich und
noch feinstofflicher). Aber der vierte Zustand oder der feinstofflichtste
Körper des Mantras ist formlos, lautlos und undefinierbar.
Wenn ein Schüler den Prozess von Laya Yoga (Läuterung)
versteht, dann kann er den formlosen Körper und das Überbewusstsein
des Mantras erfahren. Ein Mantra ist sehr machtvoll und essentiell,
eine verdichtete Form des Gebets.
Ich pflegte Mantras so zu sammeln wie andere Leute materielle Objekte,
in der Hoffnung, dass irgendein neues Mantra , das ich empfangen
würde, besser wäre, als das, was ich schon hatte. Manchmal
verglich ich mich mit anderen Schülern und dachte: »Mein
Mantra ist besser als sein Mantra.« Ich war sehr unreif. Ich
nenne das verrückte Spiritualität.
Es gab einen Swami, der in aller Stille tief im Himalaya lebte,
zwischen Uttarkashi und Harsil. Ich suchte ihn auf, und als ich
ankam, fragte er mich: »Was ist der Zweck deines Besuches?«
Ich sagte: »Ich möchte ein Mantra bekommen.«
»Du wirst warten müssen«, antwortete er.
Wenn Sucher aus dem Westen von jemandem ein Mantra haben möchten,
dann sind sie bereit, viel Geld dafür zu bezahlen, aber sie
wollen nicht warten. Ich tat das gleiche. Ich sagte: »Swamiji,
ich habe es eilig.«
»Dann komm nächstes Jahr wieder«, sagte er.
»Wenn ich jetzt hier bleibe, wie viele Tage muss ich dann
warten?«
»Du wirst so lange warten müssen, wie ich dich warten
lassen will«, antwortete er.
Ich wartete also geduldig, einen Tag, zwei Tage, drei Tage. Nichts
geschah. Kein Mantra.
Am vierten Tag sagte er: »Ich will dir ein Mantra geben, aber
versprich mir, dass du dich immer daran erinnern wirst.«
Ich versprach es.
Er sagte: »Lass uns zum Ganges gehen.« Zahllose Weise
haben am Ufer des heiligen Ganges spirituelle Übungen gemacht
und sind dort initiiert worden.
Ich stand am Fluss und sagte: »Ich verspreche, dass ich dieses
Mantra nicht vergessen werde.« Ich wiederholte mein Versprechen
mehrmals, aber er zögerte immer noch.
Schließlich sagte er: »Egal, wo du lebst, lebe fröhlich!
Das ist das Mantra. Sei immer fröhlich, selbst wenn du hinter
Gittern bist. Wo immer du dich befinden magst, selbst wenn du zu
einem höllischen Ort gehen musst, schaffe dort den Himmel.
Wisse, mein Junge, Fröhlichkeit ist etwas, was du selbst schaffst.
Sie erfordert nur menschliche Anstrengung. Du musst deine Fröhlichkeit
erzeugen. Denke immer an das Mantra von mir.«
Ich war gleichzeitig sehr glücklich und sehr traurig, denn
ich hatte erwartet, von ihm einen ungewöhnlichen Laut zu empfangen,
den ich wiederholen konnte. Aber er war praktischer. Ich beherzigte
dieses »Mantra« in meinem Leben und erlebte seine wohltätige
Wirkung. Sein spirituelles Rezept scheint das beste Medikament zu
sein – ein wirklicher Schlüssel zur Selbstheilung.
9.0 Der Weg zum Selbst
Shri Ramana Maharshi (1879 – 1950) war einer von jenen Männern,
die dem Volke heilig sind, weil es von ihnen lernt. (...) Im Alter
von 17 Jahren überkam ihn das große Erwachen. Seinen
Schülern hat er später auf deren inständige Bitten
hin davon erzählt. Diese haben seinen Bericht aufgezeichnet:
Eines Tages ... saß ich allein und fühlte mich keineswegs
schlecht, - da packte mich jäh und unzweideutig der Schrecken
des Todes. Ich fühlte ich müsse sterben. Warum ich das
fühlte, lässt sich durch nichts, was ich mit meinem Körper
empfand, erklären. Ich könnte es mir auch nicht erklären.
Aber ich bemühte mich auch gar nicht, herauszufinden, ob meine
Angst begründet sei. Ich fühlte einfach: »ich muss
jetzt sterben« und überlegte sofort, was ich tun solle.
Ich dachte nicht daran, einen Arzt oder Verwandte oder gar Fremde
zu fragen. Ich fühlte: diese Frage musste ich selber lösen,
hier und jetzt, auf der Stelle.
Dieser Schreck der Todesangst wandte mich auch innen. Ich sagte
innerlich zu mir selbst, ohne einen Laut zu sprechen: »Jetzt
ist der Tod da. Was hat das zu bedeuten? Was ist das: Sterben? Mein
Leib hier stirbt.« Sogleich fing ich an, meine Sterbeszene
zu spielen. Ich streckte meine Glieder lang und hielt sie steif,
als wäre die Todesstarre eingetreten. Ich ahmte einen Leichnam
nach, um meinem weiteren Erforschen den äußeren Schein
der Wirklichkeit zu leihen, hielt den Atem an, schloss den Mund
und hielt die Lippen fest aufeinander gepresst, dass mir kein Laut
entfahren konnte. Lass nicht das Wort »Ich« oder irgendeinen
Laut dir entschlüpfen! - »Gut« sprach ich dann
zu mir selber, »dieser Leib ist tot. Starr wie er ist, werden
sie ihn zur Leichenstätte tragen; dort wird er verbrannt und
wird zu Asche. Aber wenn er tot ist, - bin dann ›Ich‹
tot? Ist der Leib ›Ich‹? - Dieser Leib ist stumm und
dumpf. Aber ich fühle alle Kraft meines Wesens, sogar die Stimme,
den Laut ›Ich‹ in mir, - ganz losgelöst vom Leibe.
Also bin ich ein ›Geistiges‹, ein Ding, das über
den Leib hinausreicht. Der stoffliche Leib stirbt, aber das Geistige,
über ihn hinaus, kann der Tod nicht anrühren. Ich bin
also ein todloses ›Geistiges‹«.
All das war aber nicht bloß ein Vorgang in meinem Denken,
es stürzte als lebendige Wahrheit in Blitzen auf mich ein:
ich ward es unmittelbar gewahr, ohne Überlegen oder Folgern.
»Ich« war ein höchstes Wirkliches, das einzige
Wirkliche in diesem Zustande, und alles bewusste Geschehen, das
an meinem Leibe hing, war darauf versammelt. Dieses »Ich«
oder mein »Selbst« blieb von diesem Augenblick an mit
mächtiger Anziehungskraft im Brennpunkt meiner wachen Aufmerksamkeit.
Die Furcht vor dem Tode war ein für allemal vergangen. Dieses
Verschlungensein ins »Selbst« hat von jener Stunde an
bis heute nicht aufgehört. Andere Vorstellungen und Gedanken
mögen kommen und gehen wie Töne einer Musik, aber dieses
Ich dröhnt als Grundbass fort, der sie alle begleitet und sich
mit ihnen verbindet. Ob mein Körper mit Sprechen, Lesen oder
sonst etwas befasst ist, immer blieb ich auf diese »Ich«
versammelt.
Die Auswahl erfolgte mit freundlicher Unterstützung von Irene
Buxer und Sylvia Preymann (2ktb, Oktober 2003)
Quellenhinweise:
Text 1 - 7 stammen aus: Ramakrishna, Leben und Gleichnis, München
1983; Text 8 aus: Swami Rama, Unter Meistern im Himalaya - Autobiographie,
München 2000 und Text 9 aus: H. Halbfas, Das Welthaus - Ein religionsgeschichtliche
Lesebuch, Stuttgart 1983.
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